| Kunst und Kunsthandwerk |
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"Pflanzliche Fasern" als Material im traditionellen Kunsthandwerk
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Farbe, Muster und Färbetechniken im traditionellen Kunsthandwerk
"Pflanzliche Fasern" als Material im traditionellen Kunsthandwerk
s"Pflanzliche Fasern" als Material im traditionellen Kunsthandwerk
Pflanzliche Fasern können aus dem Samen, den Stängeln, Blättern oder Früchten der Pflanzen gewonnen werden.
Es sind über 2000 pflanzliche Fasern weltweit bekannt. Auch wenn die Verarbeitung einiger pflanzlicher Fasern nicht von großer wirtschaftlicher Bedeutung ist, so trifft man sie doch noch in manchen Regionen an.
Die Gruppierungen der Fasern richten sich nach dem Pflanzenteil, aus dem sie gewonnen werden. So gibt es z.B. Fasern wie Baumwolle, die aus dem Pflanzensamen gewonnen werden. Wieder andere stammen aus dem Pflanzenstängel wie z.B. Leinen, Hanf oder Jute. Sisal wird aus Pflanzenblättern, Kokosnuss- sowie Luffa- Fasern werden aus Pflanzenfrüchten hergestellt.
1. Samenfasern
Baumwolle : Von Baumwollfasern profitiert heutzutage eine ganze Industrie. Baumwolle wird in folgenden Bereichen als Rohmaterial verwendet: Fadenherstellung, Textilindustrie (Web- und Strickstoffe), als Füllmaterial von Matratzen, Oberbetten und Kissen, als Polstermaterial bei Möbeln und Kunstseide. Auch für die Herstellung von Nichtrauchendem Schießpulver, Polituren und Lacken, Kunstleder und Zellulose ist Baumwolle notwendig. Ein anderer Bestandteil des Samens sind die Samenkerne an sich, aus denen Pflanzenöl, Seife, Ölfarbe, Wachstuch, Schallplatten und Papiermasse gewonnen wird. Sogar die Pressrückstände werden noch als Tierfutter oder Düngemittel benutzt.
Baumwolle wird in der Türkei vorwiegend in den Gebieten der Çukurova, des Mittelmeers und der Ägäis angebaut. Die Fasern der Baumwolle, die entweder von Hand oder maschinell gepflückt werden, kleben mit den Samenkernen zusammen. In Egrenier Maschinen werden die Kerne von den Fasern getrennt und beide Rohprodukte getrennt weiterverarbeitet.
Die Baumwolle hat einen hohen Stellenwert in der türkischen Wirtschaft. Baumwolle, die später zu Baumwollgarn, Stoffen und fertiger Konfektion verarbeitet werden kann, dienen als wichtiges Exportgut.
Da die natürliche Baumwolle nicht schneeweiß ist, muss sie mit Kalk oder einer Bleichlauge aufgehellt werden. Durch ihre Aufnahmefähigkeit für Farbe und Feuchtigkeit und ihre Haltbarkeit bei Wasch- und Kochvorgängen ist der Baumwollstoff sehr beliebt in der Textilherstellung. Auch für Unterwäsche eignet sich diese Faser gut, sowie für Dekorstoffe, Oberbekleidung, Bettwäsche und Bettdeckern, Bettlaken, Tischdecken und Handtüchern.
2. Fasern aus "Pflanzenstängeln" :
Diese Fasern, auch Bastfasern genannt, kommen in den Pflanzenstängeln vor. Manche kann man erst nach dem Auswachsen der Pflanze aus deren Rinde gewinnen. Leinen, Hanf, Jute und Ramie gehören in die Gruppe der Bastfasern.
Leinen :
Die einjährige Leinenpflanze liefert Leinenöl und Leinenfasern. Die Blätter sind mit dem Stängel eng verbunden. Der Abstand zwischen Erdboden und erster Blättergabelung nennt man die technische Stängellänge. Je größer die Pflanze wird, desto minderwertiger wird die Faserqualität. Der Pflanzenölanteil steigt jedoch. Die Pflanze wird mit der Hand oder maschinell geerntet und danach in Sträußen getrocknet. Die getrockneten Pflanzen werden nun in große Wasserbecken geworfen. Hier wird durch Bakterien das Pektin aufgelöst, sodass sich die Fasern später leicht vom holzigen Stängel lösen. Leinen haben von allen Pflanzen die widerstandsfähigsten Stängelfasern.
Die natürliche Farbe der Leinenfasern ist gelblich, grau oder dunkel. Die gebleichten Fasern sind weiß und weich. Leinen leitet Wärme ab, hält den Körper also nicht so warm wie Baumwolle. Der Färbeprozess ist ähnlich wie bei der Baumwolle, nur muss dieser Vorgang sehr schnell und vorsichtig durchgeführt werden. Meistens werden schwefelhaltige Farben benutzt. Leinen kann je nach Bedarf sehr dünn und dick gewoben werden. Der Stoff wird für die Produktion von Bettdecken, Tischdecken, Unterwäsche, Oberbekleidung und dekorativen Decken verwendet. Aber auch Zeltstoffe, Rucksäcke und Segel werden aus dem gleichen Material hergestellt. Oft besteht bei der Webtechnik der Längsfaden aus Baumwolle, während der Querfaden aus Leinen besteht.
Hanf :
Leinen und Baumwolle halten eine ganze Industrie in Gang, während der Hanf auf Grund seiner umständlichen Gewinnungsmethode als Textilpflanze weltweit nicht mehr viel angebaut wird.
In einigen Regionen der Türkei wird allerdings immer noch Hanf angebaut, wenn auch aus verschiedenen Gründen. Teilweise legt man Wert auf die Fasergewinnung, teilweise auf die Samengewinnung, in manchen Gebieten wird beides gleich verwertet.
Hanf ist eine einjährige Pflanze. An seinem Stängel gibt es in gewissen Abständen Knoten, deren Distanz zueinander möglichst groß sein sollte, denn das ist eine Garantie für hochwertige Fasern. Der Hanf wird per Hand oder maschinell geerntet, um dann auf den abgeernteten Feldern zum Trocknen ausgebreitet zu werden. Danach wird er zu kleinen Bündeln zusammengelegt, die wiederum einige Zeit getrocknet und danach zu großen Garben zusammengebunden werden, die man aufrecht stehend auf dem Feld noch nach trocknen lässt. Um eine gute Ablösung der Fasern herbeizuführen, wird der Hanf später in große Wasserbecken geworfen, wo sich die Fasern von den Stängeln lösen.
Wie auch alle anderen Stängelfasern ist auch die Hanffaser nicht sehr elastisch. Aufgrund ihrer chemischen Zusammensetzung gleicht sie der Leinenpflanze. Hanffasern werden für Segelstoffe, Zeltstoffe und bei der Teppichweberei als Längsfaden benutzt. Auch für Nähgarn, Paketschnüre und Wasserschläuche der Feuerwehr benutzt man Hanf.
3. Fasern aus Pflanzenblättern
Blattfasern befinden sich meistens unter den äußeren Blättern der Pflanzen. Die Fasernwurzeln, die sich in den Blättern büschelweise mit Klebstoffen und Wachsen verbinden, haben die Aufgabe, die Blätter hart und widerstandfähig zu machen.
Aus diesem Grunde sind Blattfasern sehr grob und hart und folglich auch sehr schwer zu spinnen. In der Wirtschaft und Industrie werden vorwiegend Agavenfasern und Fasern des Manilahanfes verwendet. In der Türkei werden Maisfasern, die man aus den Maisschoten gewinnt, zu Gewebe verarbeitet.
Stroh- und Schilfverarbeitung :
Stroh wird heutzutage aus Schilf und Maisschoten von der Schwarzmeerküste gewonnen. Das getrocknete Stroh wird auf einem rechteckigen Rahmen zu Längsfäden verbunden, durch die hindurch man nach der Webtechnik Streifen des gleichen Materials hindurchführt. Die so entstandenen Matten wurden früher als Bodenbelag, Wandbehang oder Gebetsteppich benutzt. Heute werden diese Matten in vielen Regionen zum Trocknen von Obst oder als dekoratives Zubehör verwendet.
Korbflechterei :
örbe dienen dem Transport verschiedener Dinge. Zum Tragen haben sie einen Tragehenkel oder zwei Seitengriffe. Sie können aus Schilf, Weidenzweigen, Baumwollschnüren oder auch aus Plastik oder Metall bestehen.
In der Korbflechterei benutzt man vorzugsweise Weiden-, Kastanien-, Nussbaumzweige und Strohhalme; Brombeerzweige, Bambus und Röhricht. Das Rohmaterial wird zu groben oder auch sehr feinen Korbflechtereien verarbeitet.
Dort, wo das entsprechende Rohmaterial vorhanden ist, blüht auch die Korbherstellung, z.B. in Konya, Kastamonu, Kocaeli, Trabzon, Rize, Edirne, und Kırklareli. Das Material wird in feuchtem Zustand verarbeitet. Zunächst bestimmt man mit senkrechten Zweigen die Höhe und Weite des Korbes. Dann wird in Querrichtung das Korbgeflecht vorangetrieben, indem man Zweige oder Ruten aus dem gleichen Material einmal über und einmal unter den senkrechten Zweigen hindurchführt.
Auch heute noch werden in Anatolien Körbe in verschiedenen Größen benutzt, um Obst, Tee, Haselnüsse und Lebensmittel zu transportieren oder aufzubewahren.
Strohhalme : Heutzutage werden Schilf- und Strohhalme für die Herstellung von Taschen, Strandmatten und allerlei touristischen Objekten gebraucht.
Talisman : Das Tragen eines Objektes, welches angeblich vor dem bösen Blick, Zauberei, Krankheit und anderem Übel schützen soll, ist in Anatolien weit verbreitet.
Vielen Materialien werden solche Zauberkräfte nachgesagt, wie z.B. den Kräutern der syrischen Steppenraute, Kreuzkümmel, Nelken, Hagebutten, Hafer, Knoblauch, Lebensbaum und den Blüten der Ölweide. Auch Widderhörnern, Schildkrötenpanzern, Schlangenknochen und Muscheln sagt man magische Kräfte nach. Gleichzeitig haben sich natürlich auch blaue Glaskugeln, Korallen, Achate, Spiegel und Alaunsteine in der Unheilvertreibung bewährt.
Talismane, die aus o. e. Materialien gefertigt wurden, trägt man gut sichtbar am Kragen, an der Schulter oder als Kette um den Hals. Aber auch an Kinderwiegen, Häusern und Läden wird gerne so ein Talisman aufgehängt. Sogar Tiere werden bisweilen mit ihnen geschmückt. Im täglichen Leben existieren die Glücksbringer und Unheil Abwender als Wandschmuck, Fliegen- und Mückenabwehr oder werden auf Amulette gestickt.




