Die Ashik und Tekke Literatur |
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Aşık – Tekke Literatur (Volksgesang – mystische Dichtung)
- Aşık – Tekke Literatur (Volksgesang – mystische Dichtung)
- Traditionelle Tatsachen
- Arten
- Volksdichter
Âşık –
Tekke Literatur (Volksgesang – mystische Dichtung)
Âşık Dichtung
Âşık ist eine Dichtungsart, die in der türkischen Volksliteratur seit dem
Beginn des XVI. Jahrhunderts beobachtet werden kann. Âşık ist eine Art
Volksgesang, die vorwiegend mit einer Saz (volkstümliches Musikinstrument
mit langem Hals, das meist mittels Schlagring gespielt wird) begleitet wird.
Âşık ist auch die Bezeichnung für den Vortragenden, der mit einem wandernden
Volkssänger oder Troubadour zu vergleichen ist.
Man glaubt daran, dass die Stärke und Eingebung des Âşık (Volkssänger) von
einer Fee kommt, die ihm im Traum erscheint, ihm einen "Liebeswein" anbietet
und ihm seine Geliebte im Traum erscheinen lässt. Im Traum erscheint dem
Liebenden im Allgemeinen seine Geliebte oder ein Saz. Ausgeschmückt werden
die Träume von einem weißbärtigen Derwisch und manches Mal von drei vollen
Bechern. Häufig spricht man davon, dass der Becher in Form einer Tasse
erscheint. Man sagt, dass das Getränk, das den Dichtern im Traum angeboten
wird, mit Liebe gefüllt sei. Unter dem Einfluss der persischen Literatur
wird diesem Getränk auch der Name "bâde" (Wein) gegeben. Das Getränk wird
auch als Liebeswein, "erlik" (Männlichkeit) oder "pirlik" (Anm.: in
Anlehnung an Einzigartigkeit, aber auch als Bezeichnung für versch. Blätter)
bezeichnet.
Die Âşık- Dichter werden im Allgemeinen von einem Meister dieser Kunst
ausgebildet. Von diesem Meister lernen sie sowohl hinsichtlich der
meisterhaften Wortwahl und Aussprache als auch hinsichtlich der Kunst des
Vortragens Wege und Methoden. Wenn der Dichter diese Kunst ausreichend
erlernt hat und bei gesellschaftlichen Veranstaltungen und in Kaffeehäusern
diese erfolgreich vortragen kann, so wird er selbst zum Meister. Er nimmt
selbst einen Lehrling zur Ausbildung in dieser Kunst auf und somit wird
diese Dichtung und Tradition fortgesetzt.
Der Âşık- Dichter zeigt sein Wissen, seine Gefühle und sein Können bei
Zusammentreffen mit anderen Künstlern dieses Volksgesanges. Das Ziel dieser
Zusammentreffen ist ein Wettbewerb und der Sieg. Bei diesen Wettbewerben
treffen mindestens zwei Âşık- Dichter aufeinander. Der Wettbewerb beginnt
mit der Taktvorgabe eines Meisterdichters oder einer angesehenen Person der
Gesellschaft, der mit dem Fuß geschlagen wird und endet mit dem Sieg über
jenen Âşık- Dichter, der seinen Vierzeiler nicht in dem vorgegebenen Takt
halten kann.
Eines der Hauptelemente der Âşık- Dichtung ist die Erzählung einer
Geschichte. Viele der Saz- Dichter, die der Tradition verbunden sind, tragen
in den Âşık- Zusammenkünften Geschichten vor. Einige dieser meisterhaften
Saz- Dichter tragen einerseits traditionelle Volksgeschichten vor,
andererseits erzählen sie ihre eigenen erfundenen Geschichten. Saz- Dichter,
die zu dieser Tradition beitrugen sind unter anderem Çıldırlı Âşık Şenlik,
Ercişli Emrah und Sabit Müdami.
Şaman von den Tungusen (altaiischer Volksstamm), Bo oder Bugue der Mongolen
oder Baryaten, Oyun der Jakuten, Ozan der Oghusen haben als Vertreter dieser
Tradition die Lebensweise der Gesellschaft, ihre Gedanken und Gefühle sowie
Ansichten mit ihren Gedichten zur Sprache gebracht.
Yunus Emre, Pir Sultan Abdal, Köroğlu, Dadaloğlu, Karacaoğlan, Erzurumlu
Emrah, Ercişli Emrah, Dertli, Aşık Veysel wurden zu den wichtigsten
Vertretern dieser Tradition.
Die Aşık- Tradition wird auch heute noch in Anatolien aufrechterhalten.
Tekke Dichtung (mystische Dichtung)
Die Tekke- Dichtung, auch als religiöse und sufistische Volksdichtung
bezeichnet, ist eine Form der Âşık- Dichtung, die durch die Dichtungen der
Volkssänger, die im XI. und XII. Jahrhundert Gottesliebe und fromme Gefühle
zum Ausdruck brachten, entstanden ist. Die bedeutendsten Meis
Traditionelle
Tatsachen
Traditionen der Âşık- Dichtung
Die Tradition der Âşık- Dichtung, wird nicht zuletzt aufgrund ihrer weit
zurückreichenden Wurzeln geehrt. Durch die von Generation zu Generation
überlieferten kulturellen Werte, Gebräuche, Wissen, Sitten und Verhalten,
die die Âşık- Dichtung zum Ausdruck bringt, ist diese Dichtung, ebenso wie
andere Kulturgüter, ein Kulturwert, die das Produkt einer traditionellen
Kultur ist und damit gewisse Funktionen erfüllt und Bedürfnisse befriedigt.
Die Âşık- Dichtung wird traditionsgemäß in einem Vierzeiler-System
vorgetragen. Typisch für diese Tradition ist auch, dass wiederum in einem
Vierzeiler-System die Silben pro Zeile aufeinander abgestimmt werden und
somit siebensilbige, achtsilbige, elfsilbige Vierzeiler zustande kommen.
Die Traditionen der Âşık- Dichtung können folgendermaßen gereiht werden:
1. Annahme eines "mahlas" (Pseudonym).
2. Sich nach einem Traum verlieben (Wein trinken)
3. Meister – Lehrling
4. Wettbewerb – Aufeinandertreffen
5. "Leb değmez" (Ein Gedicht, in dem kein Labiallaut vorkommt.)
6. Askı / muamma (Rätsel)
7. Dedim – dedi (ich sagte – sie sagte) Gesangsweise
8. Bekanntgabe des Datums
9. Nazire (Nachdichtung singen)
10. Spielen der Saz
1. Annahme eines "mahlas" (Pseudonyms)
Unter "mahlas" wird ein Pseudonym verstanden, das der Dichter in seiner
Dichtung anstelle seines wirklichen Namens verwendet.
Dies ist in der Volksliteratur eine an die mahlas- Tradition gebundene Regel.
Der tatsächliche Name vieler Âşık- Dichter ist in Vergessenheit geraten, an
ihre Stelle treten die mahlas. Der tatsächliche Name von Dadaloğlu ist Veli,
der Name von Sümmani ist Hüseyin, der Name von Gevheri ist Mehmet etc.
In der Âşık- Tradition werden die verwendeten mahlas auf folgende Wege
angenommen:
a) Der mahlas wird vom Dichter selbst gewählt:
- Der Name, Vorname wird als mahlas verwendet.
- Der Dichter wählt selbst seinem Leben und seiner Dichtung entsprechend
irgendeinen Namen als mahlas.
b) Der mahlas wird von einem Âşık- Meister, "Imam" (Geistlicher), "Pir" (Ordensgründer,
Greis) oder "Mürşit" (Führer, Ordensoberhaupt) gewählt:
- Der Âşık- Meister unterwirft den Lehrling einer Prüfung.
- Je nach Situation findet der Âşık- Meister einen passenden Namen (mahlas).
- Der mahlas wird unter geistigem Einfluss eines Scheichs oder Pirs
angenommen.
c) Der mahlas wird im Traum während des "bade" Trinkens angenommen.
2. Sich nach einem Traum verlieben (Wein trinken).
Das Traummotiv ist ein Motiv, das in der türkischen Volksdichtung immer
wieder erscheint. Dieses Motiv, das im Allgemeinen in Volksgeschichten
vorkommt, kann auch in den Lebensgeschichten mancher Âşık- Dichter gefunden
werden.
Die Âşık- Dichter verbinden ihren Zugang zur Âşık- Kunst oder ihre
Ausbildung und Vervollständigung zum Âşık- Meister mit zwei Wegen, die sie
als traditionelles Element ansehen, nämlich mit der Ausbildung durch einen
Meister oder mit einer Eingebung zum Âşık- Dichter in einem Traum, während
"bade" getrunken wird.
"Bade" kann Wein, Fruchtsaft, Wasser oder jegliches anderes Getränk, aber
auch Apfel, Granatapfel, Brot, Weintrauben oder jegliches anderes
Nahrungsmittel sein.
In der Âşık- Literatur ist das Traummotiv des bade- Trinkens eine
traditionelle Notwendigkeit. Nach dem Glauben ist es notwendig, aus den
Händen eines Pirs "bade" zu trinken oder von einem Meister ausgebildet zu
werden, um Âşık- Dichter zu werden.
"Bade" wird dem Âşık- Dichter seitens
- eines Pirs
- der "Üçler" (Die Dreier)*
- der "Beşler" (Die Fünfer)*
- der "Yediler" (Die Siebener)*
- der "Kırklar" (Die Vierziger)* gereicht.
* Üçler, Beşler, Yediler, Kırklar sind Bezeichnungen für eine heilige Gruppe
von Personen, die im mystischen Glauben vorkommen, allerdings nicht
bezeichnet werden.
3. Meister – Lehrling:
In der Âşık- Literatur ist die Meister- Lehrling- Tradition eine der
wichtigsten der über Jahrhunderte hindurch belebten Traditionen. Im
Allgemeinen werden die Âşık- Dichter als Lehrling von einem Âşık- Meisters
aufgenommen, der ihre Fähigkeiten ausbaut und sie zur Vollendung heranreifen
lässt.
Eine Notwendigkeit der Tradition ist es auch, dass man bei einem als "üstad"
bezeichnetem Âşık (üstad = hervorragender Literat) Unterricht nimmt, um die
Kunst und Meisterlichkeit in der Dichtung zu erlernen. Dabei muss der junge
Âşık- Dichter neben seinem Lehrer viel Geduld aufbringen. Am Ende wird der
Lehrling vom Meister gesegnet und erhält nun endlich die Erlaubnis alleine
vor dem Volk seine Kunst vorzutragen.
4. Aufeinandertreffen von Âşık- Dichtern:
"Atışma" ist eine Art des Vortragens der Âşık- Dichtung, indem vor dem
Publikum in abwechselnder Reihenfolge ein Dichter den anderen mit seiner
Dichtung in einer spitzen jedoch humorvollen Art herausfordert.
Das Aufeinandertreffen "karşılama" ist eine Art des Wettkampfes in der Âşık-
Dichtung, indem ein Âşık den anderen durch vorgetragene Fragen und Antworten
übertrifft oder ihn matt setzt.
Als "atışma" wird der Gesang, der Vortrag der spontanen Einfälle der Âşık-
Dichter genannt, die sie sich gegenseitig in einem bestimmten Rahmen
zuwerfen. Bei diesem so genannten Wettkampf treffen mindesten zwei Dichter
zum Gefallen des Publikums aufeinander. Mit Worten und Begleitung der Saz
spielen sie sich dabei gegenseitig aus.
5. "Leb değmez" (Ein Gedicht, in dem kein Labiallaut vorkommt.)
"Leb değmez" ist eine Form, in der die Âşık- Dichter ihre Meisterlichkeit
durch die Verwendung einer bestimmten Art der Wortkunst darlegen. In ihren
Gedichten werden Töne verwendet, bei denen die Lippen nicht aufeinander
treffen, also Laute wie B, P, M, V, F nicht vorkommen. Es ist eine Form des
"atışma"- Wettkampfes, bei dem eine Nadel zwischen die Lippen gestellt wird
und so vorgetragen wird.
6. Askı / muamma (Rätsel):
Als "muamma" wird in der Volksdichtung ein Gedicht bezeichnet, das den Namen
einer Person oder Existenz verheimlicht. In der Âşık- Dichtung hat das
"muamma" einen besonderen Stellenwert. Um ein "muamma" zusammenzustellen
oder zu lösen benötigt es besonderen Wissens und Intelligenz.
"Murat Uraz" erzählt die Anwendung eines "muamma" wie folgt:
An den Abenden, an denen in den Kaffeehäusern muamma vorgetragen werden,
wird keine Zigarette oder Wasserpfeife geraucht. Niemand spricht laut, jeder
sitzt ordentlich auf seinem Platz. Das Volk schreibt das vom Dichter
vorbereitete muamma auf ein großes Blatt Papier, sodass es auch von großer
Entfernung aus gelesen werden kann, und klebt dies auf ein Brett. Auf das
Brett wird Bienenwachs in einem Millimeter Stärke aufgetragen. Der Âşık
trägt den Kaffeehausbesuchern je nach Beruf oder Stand in der Gesellschaft
eine "ağırlama" (lebhafte Musikweise) vor. Der Besungene klebt je nach
seinem Stand Geld auf das um das muamma verteilte Bienenwachs. Wer das
muamma löst, erhält das Geld und gibt auch einen Teil davon dem Âşık. Sollte
das Rätsel einige Abende in dem Kaffeehaus hängen bleiben und nicht gelöst
werden, so teilt schließlich der Âşık- Dichter selbst die Lösung mit und
darf das gesamte Geld behalten.
7. Dedim – dedi (ich sagte – sie sagte) Gesangsweise:
Es ist eine gebräuchliche Form der Volksdichtung und stellt eine
Gesangsweise dar, in der die in den "koşma" (Volksliedart) und "semai" (vierzeilige
Gedicht- und Liedform) vorkommende Liebende und Geliebte abwechselnd zu Wort
kommen. Dabei wird es im Lied in der Gesangsweise "ich sagte – sie sagte"
zum Ausdruck gebracht.
8. Bekanntgabe des Datums:
Der Âşık- Dichter gibt das Datum von Geschehnissen, die er in seiner
Dichtung behandelt, wie Hungersnöte, Überschwemmungen, Seuchen, wichtige
Kriege und Geschehnisse, die das soziale Leben beeinträchtigen, sowie sein
Geburtsdatum bekannt. Dies geschieht meist in dem ersten oder letzten
Vierzeiler, manches Mal auch mitten in den Strophen.
9. Nazire (Nachdichtung):
"Nazire" bedeutet, dass ein Gedicht eines Dichters von einem anderen Dichter
im selben Reim und Maß in ähnlicher Weise nachgesungen wird.
10. Saz Spielen:
Das Saz ist für den Âşık ein Instrument, das ihm Eingebungen gibt und stellt
eines der wichtigsten Elemente der Âşık- Tradition dar.
Arten
Arten der Aşık- Dichtung
A. Arten der Âşık- Dichtung mit Silbenbildung
1. Koşma: Dies ist die gebräuchlichste Art der Âşık- Dichtung. Als
Silbenmaß wird die Form 6+5=11 oder 4+4+3=11 verwendet. Je nach Thema des
Liedes wird dem "koşma" ein eigener Name gegeben. So heißt ein Lied, das den
Mensch und die Naturschönheiten bewundert und lobt "güzelleme" (Lobpreisung,
kommt von dem Wort "güzel" = schön); ein Lied, das die Tapferkeit behandelt
"koçaklama" (Elegie, "koçak" = mutig, unerschrocken); ein Lied, das die
schlechten Seiten einer Person oder der Gesellschaft kritisiert "taşlama" (Spottverse,
"taşlamak" = mit Steinen werfen).
2. Semai: In der Volksdichtung ist dies eine Art, in der der Vers
achtsilbig und in der Form des "koşma" angeordnet ist und mit einer
besonderen Melodie vorgetragen wird. Es besteht im Allgemeinen aus
mindestens drei, höchstens aber aus fünf Viererzeilen. Häufig werden in
diesen Liedern die Themen Natur, Schönheit und Trennung behandelt.
3. Varsağı: Dies ist eine in besonderer Melodie gesungene Versart,
die in Südanatolien seitens des Volkes der "Varsak" (südanatolischer
Nomadenstamm) gesunden wird. Die Anzahl der Vierzeiler schwankt zwischen
drei und fünf. Der "Varsağı" ähnelt in seiner Form dem "Semai" und wird
ebenfalls in achtersilben- Form gesungen. Der Unterschied zwischen den
beiden zeigt sich hauptsächlich in der Art des Vortragens und der Melodie.
4. Destan: Dies ist eine Versform, die sehr dem "Koşma" ähnelt. Es
behandelt Themen von Liebenden, Heldentaten, Tagesgeschehen und traurigen
Ereignisse. Der "Destan" unterscheidet sich vom "Koşma" durch die Anzahl der
Vierzeiler, Themen, Erzählweise und Melodie.
B. Arten der Âşık- Dichtung mit quantitierende Versmaß
1. Divan: Unter dem Volk als "divani" bekannt, ist es eine besondere
Versform der Âşık- Dichtung. Der Vierzeiler wird nach dem Versmaß fâilâtün /
fâilâtün / fâilâtün / fâilün angeordnet.
2. Selis: Das sind Lieder der Volksdichtung, die in der Versform
fâilâtün / fâilâtün / fâilâtün / fâilün geschrieben sind. Im Allgemeinen
sind die im 19. Jhd. verwendeten "Selis" in der Form des "gazel" (Gasel, bes.
Versform der Orient. Musik in Einzelreimen). Das herausragende Merkmal der
"Selis", die auch für das 15er Silbenmaß geeignet sind, ist die
unterschiedliche Musikweise.
3. Semai: Neben den "Semais", die nach der Silbenform der Âşık- Dichtung
geschrieben sind, findet man auch "Semais", die unter dem Einfluss der
Divan- Literatur in Form des quantitierende Versmaßes geschrieben worden
sind. Diese "Semai" sind in dem Versmaß mefâilün / mefâilün / mefâilün /
mefâilün geschrieben und stellen eine Art der Âşık- Dichtung dar, die mit
einer besonderen Vertonung vorgetragen wird.
4. Kalenderi: Dies sind "gazel", die nach dem Versmaß mefûlü /mefâilü
/mefâilü /feûlün angeordnet sind.
5. Satranç: Dies sind Verse in der Form eines "gazel", die in dem
Versmaß mefteilün / müfteilün / mefteilün / müfteilün geschrieben sind.
6. Vezni Aher: Dies ist eine Bezeichnung für jene Verse der Âşık-
Dichtung, die in der Versform müstef’ilâtün / müstef’ilâtün / müstef’ilâtün
/ müstefilâtün angeordnet sind.
Tekke- Dichtung
Die Tekke- Dichtung, auch als religiöse und sufistische Volksdichtung
bezeichnet, ist eine Form der Âşık- Dichtung, die durch die Dichtungen der
Volkssänger, die im XI. und XII. Jahrhundert die Gottesliebe und frommen
Gefühle zum Ausdruck brachten, entstanden ist. Die bedeutendsten Meister
dieser religiösen oder sufistischen Volksdichtung sind Ahmet Yesevi, Yunus
Emre, Hacı Bayram-ı Veli usw.
Arten der Tekke- Dichtung
1. Ilahi: "Ilahi" sind Gedichte, die die mystische, sufistische
Ansicht und Auffassung erzählen, ihre Feinheiten, Weisheiten und Geheimnisse
zur Sprache bringen. Sie gehören keinem bestimmten Derwischorden an, preisen
Gott, sprechen von Gottes Größe und Macht. Sie werden bei religiösen
Zeremonien und in Derwischorden an einer eigenen Stätte vorgetragen. Die "Ilahi"
werden als Vierzeiler oder Doppelvers geschrieben. Die Vierzeiler werden im
Allgemeinen im siebener, achter, manchmal auch elfer Silbenmaß in der Form
des "Koşma" geschrieben. Die Gedichte der Doppelverse werden generell im
elfer, vierzehner oder sechzehner Silbenmaß verfasst, manche auch im
quantitierenden Versmaß.
2. Nefes: Dies sind Verse, die an religiöse Grundlagen gebunden sind
und in Form der Âşık- Dichtung von den Âşık -Dichtern der Alevi- Bektaşi (Mitglieder
des auf Hacı Bektaş Veli zurückgehenden alewitischen Derwischordens)
verfasst werden. Die Themen beziehen sich im Allgemeinen auf den Pantheismus
im Mystizismus, Grundlagen der Alevi- Bektaşi- Bewegung und deren Regeln.
Die Sprache des Liedes ist ein einfaches Türkisch, ihre Form ähnelt dem
"Koşma". Geschrieben werden diese Verse in Form der Vierzeiler mit einem
siebener, achter, elfer Silbenmaß oder, wenn auch seltener, in Form des
quantitierende Versmaßes.
3. Ayin: (Bestimmte Rezitationsgesänge in den Mewlewi- Klöstern). Der
Ausdruck "Ayin" wurde erstmals von den Iranern für die Beschreibung mancher
den Mystikern eigener Seelenzustände (Ekstase) und Bewegungen verwendet.
Später wurde er von der türkischen Sufi-Literatur aufgegriffen und
bezeichnet die "Ilahis", die in den sema- Zusammenkünften der Mewlewi-
Gemeinschaft vorgetragen werden. (Sema = Tanz der Mewlewi- Derwische)
4. Tapuğ: Dies ist die Bezeichnung der Gedichte, die von den
Mitgliedern des Gülşen Derwischordens während ihrer Zusammenkünfte rezitiert
werden.
5. Durak: Dieser türkische Vers findet sich bei fast allen
Derwischorden, außer dem Mewlewi. Allerdings wird er im allgemeinen von
Personen des Halveti- Derwischordens vorgetragen und zwar wird im ersten
Teil des "zikir" (wiederholte Rezitation religiöser Formeln) nach dem
Kelime-i Tevhidden (Rezitation des lâ-ilâhe illallah, Prophet Mohammed) und
vor dem Ism-i Celal (Allgewalt Gottes) "zikir" von einem oder zwei Sängern
des Derwischordens dieser Vers nach freier Vertonung an allen Stellen
gesungen.
6. Cumhur: Dies ist die Bezeichnung für alle "ilahis", die, außer in
den Mewlewi- und Bektaşi- Klöstern, vorgetragen werden.
7. Hikmet: Religiöse und mystische Volksgedichte, bei denen der
Dichter religiöse Themen nach seiner Auffassung und Intuition verarbeitet,
werden "hikmet" genannt.
8. Devriye: Diese Verse der religiösen Volksdichtung bearbeitet die
Philosophie, das der Mensch von Gott kommt und wieder zu Gott zurückkehrt.
9. Şathiye: In der religiösen und mystischen Volksdichtung werden im
Allgemeinen humorvolle Verse als "şathiye" bezeichnet. Diese Verse werden
von einem Mystik-Dichter vorgetragen oder geschrieben, bringen den
mystischen Glauben zur Sprache und deren Verständnis ist von ihrer
Interpretation abhängig.
10. Tevhid: Gedichte, die Elemente wie Gott, die Schöpfung und das
Weltall gemeinsam beinhalten, werden "tevhid" genannt. In der Divan-
Literatur wurden sie in den gereimten Formen der "gazel" (Lyrisches Gedicht),
"kaside" (Elegie, Ode) und "mesnevi" (Verserzählung im Paarreim) verarbeitet.
11. Nutuk: Dies ist die Bezeichnung für Verse der Tekke- Dichtung,
die vor allem für erzieherische Funktionen von den Großen und Erhabenen der
Orden rezitiert werden.
12. Deme: Verse der mystischen Dichtung der alewitischen Orden, die
Themen wie den Orden und dessen Bewegung sowie seine Probleme behandeln,
werden "deme" genannt. Diese werden vorwiegend im achten Silbenmaß verfasst
und in Begleitung einer Saz auf eine ihr eigene Weise vorgetragen.
13. Duvaz: Die auch "düvaz imam", "düvaze" oder "imam" genannten "duvazlar"
sind Gedichte, die die "On Iki Imam" (Zwölf Geistliche; Bez. für den
Heiligen Ali (Mohammeds Schwiegersohn) und seine elf Nachfolger) lobpreisen.