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Traditionelle Kleidung

Sich zu bekleiden war für unsere Vorfahren zunächst nur ein Mittel, um sich vor unangenehmen Einflüssen der Natur zu schützen. Seit dieser Zeit hat sich die Kleidung unter dem Einfluss der natürlichen, gesellschaftlichen und ethischen Umgebung ständig verändert.

Große Veränderungsfaktoren waren zudem die Volkstradition der jeweiligen Gesellschaft, ihre sozialwirtschaftliche Beschaffenheit, die geographische Lage ihres Lebensraumes, das Material, das zur Verfügung stand, sowie das Klima.

Aber schon zu archaischen Zeiten der Zivilisation hatten die Menschen Kleidung, die sie in ihrem jeweiligen Stamm als Inhaber eines bestimmten Status auswiesen. Obwohl niemand zu einer Kleiderordnung gezwungen wurde, war es doch selbstverständlich und es wurde als eine Lebensart aufgefasst, sich daran zu halten. Die Menschen damals unterschieden sich nicht nur durch ihre Kleidung, sondern auch durch einen besonderen Kopfschmuck.

Aus den historischen Fragmenten traditioneller Bekleidungskultur lassen sich viele Rückschlüsse auf die Lebensart der damaligen Menschen ziehen. Ob diese Stämme sesshaft waren oder Nomaden, zu welcher geschichtlichen Epoche sie gehörten oder welche ethnischen Wurzeln sie hatten; das alles ist aus der Kleidung zu ersehen. Man kann zum Beispiel auch heute noch in einem Turkmenendorf am Kopfschmuck und an den Farben der Kleider erkennen, welche Frauen versprochen, welche verlobt oder verwitwet sind.

Arbeits- und Feiertagskleidung ist unterschiedlich. Der Kopfputz einer Braut ist ein anderer, als der nach der Hochzeitsnacht. Auf den Märkten der Kleinstädte, kann man an der Kleidung genau erkennen, wer aus welchem Dorf gekommen ist.

Es gibt sogar einige anatolische Dörfer, wo die Kleidung in den jeweiligen Dorfbezirken unterschiedlich ist. Aus diesem Grund kann kein Kunsthistoriker, Ethnologe, Volkskundler, Volkstanzexperte oder Modezeichner behaupten: “Dies ist die türkische Nationaltracht.”

Volkskundler, des an das Kulturministerium angeschlossenen “Amtes für Forschung und Entwicklung der Volkskultur” (HAGEM), haben während ihrer Forschungen eine unendliche Vielfalt bei den anatolischen traditionellen Bekleidungen festgestellt.

Die türkischen Männer haben heutzutage, bedingt durch ihren Militärdienst oder ihre Arbeit, was ihre Kleidung betrifft, eine Stadtkultur angenommen und man kann kaum noch traditionelle Merkmale feststellen. Die Frauen jedoch, die isoliert in ihren Dörfern leben, kleiden und schmücken sich noch so, wie es die jahrhundertealte Sitte erfordert. Auch die Kinderkleidung hat bestimmte Vorgaben, je nachdem ob sie von einem Jungen oder von einem Mädchen getragen wird. Auffällig sind Schmuckstücke, die an der Kopfbedeckung oder Kleidung befestigt werden und dem Abwenden des bösen Blickes dienen.

In dieser traditionellen Lebensform werden die Kleidervorschriften von Generation zu Generation weitergegeben. Es wäre allerdings falsch zu behaupten, dass sich seit Hunderten von Jahren überhaupt nichts an der Bekleidung geändert habe, denn schon allein die größere Vielfalt an Stoffen und Mustern, sowie das langsame Aussterben mancher Handarbeits- und Stickereitechniken machen ihren Einfluss geltend. Auch hat man gern mal eine Anregung aus anderen Modebereichen aufgegriffen.

Die Bauernfrauen verbringen den größten Teil ihres Tages mit den verschiedensten Arbeiten. So verschieden die Arbeiten sind, so verschieden sind auch die Kleidungsstücke, die zu deren Verrichtung getragen werden. Besondere Trachten und Kopfputze werden nur zu Hochzeiten oder anderen wichtigen Anlässen getragen. Diese Kopfputztradition beginnt mit dem Versprechen eines jungen Mädchens und begleitet sie durch ihr Eheleben und ihre Reife bis hin zum Alter.

Das o. e. Amt für Erforschung der Volkskultur (HAGEM) hat diese Entwicklung in seiner Abteilung für “Materielle Kultur” von Wissenschaftlern untersuchen lassen und die Ergebnisse veröffentlicht, denn nicht nur die Volkskultur, sondern auch die Kleider- und Schmuckkultur einer Gesellschaft sind einem steten Wandel unterworfen.

Die Ergebnisse, der seit 1966 durchgeführten Feldforschungen, werden in den Archiven des Amtes (HAGEM) als Fotografien oder Dias aufbewahrt und sind für Wissenschaftler, die auf diesem Gebiet arbeiten, ein ergiebiger Fundus.

Gleichzeitig hat man auch die Ergebnisse der Feldforschungen in Bursa, Manisa, Sivas, Aydın, Gaziantep und Çorum ausgewertet und in einem Katalog zusammengestellt. Hier sind nun originale Kleidungstücke aus den Dörfern der o. e. Provinzen abgebildet, mit einer Beschreibung der Trachten und jeweils einem Originalschnitt im Verhältnis 1:5.

Im Rahmen dieser Untersuchungen hat man insgesamt 25 türkische Provinzen zwecks Feldforschungen besucht, deren Ergebnisse demnächst ebenfalls in einem Katalog vorliegen werden.