Schauspielvorführungen |
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Aşık - Tekke Literatur (Volksgesang - mystische Dichtung)
Feiertage - Zeremonien - Feierlichkeiten
Musikkultur in der Türkei und Beispiele
Kleidung, traditionelle Kunst und Kunsthandwerk, naive Malerei
Bauart, Beheizung und Beleuchtung
Schauspielvorführungen
Traditionelles Theater
Diese Theaterform hat ihren Namen von
ihrem Helden Karagöz, dessen Figur aus Kamel- oder Büffelhaut angefertigt,
an Stäben befestigt und damit bewegt und von hinten beleuchtet auf eine
Leinwand projiziert wird.
Der Ursprung der Schattenspiele ist Südostasien. Über die Entwicklung des
Schattenspiels in der Türkei gibt es verschiedene Meinungen; einer Ansicht
nach wurde diese Theaterform als eine Abwandlung der in Mittelasien
bekannten Spiele "Kor Kolçak" und "Çadır hayal" (Traumzelt) während der
großen Völkerwanderungen nach Anatolien gebracht. Einer anderen Ansicht
zufolge wurden die Künstler der Schattenspiele im Jahre 1517 von Sultan
Selim aus dem besiegten Ägypten mitgebracht.
Im 18. Jahrhundert nahm der türkische Charakter Karagöz Formen an und wurde
zu einer der beliebtesten Volksbelustigungen. Alle Figuren, die in den
Karagöz- Schattenspielen auftreten, werden von ein und demselben Künstler
vorgeführt, der den verschiedenen Charakteren jeweils eine andere Stimme und
einen anderen Dialekt verleiht.
Die Themen der Stücke sind meistens komischer Natur. Doppelsinniges,
Übertreibungen, Schüttelreime, Wortspiele und Parodien sind die wichtigsten
Elemente der Vorstellungen.
1. Das Vorspiel, welches man auf Türkisch "Mukaddim" nennt, ist immer
das gleiche: Hacıvat, die Partnerfigur von Karagöz erscheint auf der
Leinwand und trägt einen "Semai" (vierzeilige Gedicht- und Liedform)
genannten Vierzeiler vor, singt einige "Gazel" (Gasel, bes. Versform der
Orient. Musik in Einzelreimen) genannte Lieder und ruft dann Karagöz zu sich.
Die beiden fangen einen traditionellen Streit an und Hacıvat belehrt die
Zuschauer in Versform, dass das, was sie jetzt zu sehen bekämen, ein
Lehrspiel sei und er betont den philosophischen und mystischen Hintergrund
der Dialoge.
2. Nun folgt der Dialogteil, der "Muhavere" genannt wird. Diese
Dialoge sind zusammenhanglos, teilweise in Versform und haben mit dem Stück
als solchem nichts zu tun. Das Zwiegespräch dient dazu, den Zuschauern die
Hauptfiguren des Stückes mit ihren Eigenarten und Besonderheiten nahe zu
bringen. Natürlich können die Dialoge auch schon im Bezug zum folgenden
Stück stehen. Zwischendialoge und lustige Kommentare der beiden
Hauptdarsteller sind auch üblich.
3. Das Hauptstück, bei dem auch alle anderen Darsteller auf der
Leinwand zu sehen sind, nennt man "Fasıl". Der Name des Stückes basiert auf
dem Inhalt dieses Hauptteils. Nach Beendigung des Schauspiels verlassen alle
Darsteller, außer Hacıvat und Karagöz, die Leinwand.
4. Die beiden Hauptfiguren kündigen nun den Schluss der Vorstellung
an und entschuldigen sich bei den Zuschauern für eventuelle Fehler, die
ihnen während der Vorführung unterlaufen seien. Danach wird das nächste
Stück angekündigt und die Vorstellung ist zu Ende.
Die Karagöz- Stücke sind meistens satirisch mit kräftigen Seitenhieben auf
die jeweilige Staatsregierung.
Der Hauptdarsteller Karagöz ist ein Vertreter für das Gewissen und den
Anstand des Volkes. Er ist ehrlich und bringt alles offen zur Sprache.
Hacıvat hingegen ist intellektuell geschult, er ist aalglatt und
wetterwendig. Weitere Charaktere des Spiels sind: "Tuzsuz Çelebi", "Matiz",
"Beberuhi", "Arnavut", "Yahudi", "Çerkez", "Kürt", "Laz", "Tiryaki",
"Zenneler" usw.
Karagöz war bei den Adligen auf großes Interesse gestoßen und wurde vom
Palast unterstützt. Bei Veranstaltungen und den Beschneidungsfesten der
jungen Prinzen durfte Karagöz nie fehlen.
Karagöz verschmolz mit der osmanischen Kultur, deren Mittelpunkt Istanbul
war. Das damalige Stadtleben spiegelt sich in vielen Karagöz- Stücken wieder.
Themen wie das System der Großgrundbesitzer, Heiratsstiftungen,
Schmeicheleien und Provokation finden in den Stücken ihren Niederschlag.
Berühmte Karagöz- Stücke sind u. a.: "Ferhat ile Şirin" (Ferhat und Şirin),
"Balıkçı" (der Fischer), "Casuslar" (die Spione), "Kanlı Nigar" (Die blutige
Nigar), "Leyla ile Mecnun" (Leyla und Mecnun), "Ters Evlenme" (Die verkehrte
Hochzeit), "Tahir ile Zühre" (Tahir und Zühre), "Yalova Sefası" (Der Ausflug
nach Yalova), "Karagöz’ün Yazıcılığı" (Karagöz als Schriftsteller),
"Karagözün Aşıklığı" (Der verliebte Karagöz) und "Karagöz’ün Hekimliği"
(Karagöz als Arzt).
Die Karagöz Spieltechnik
Die weiße Leinwand, auf die die Schatten projiziert werden, nennt man "Ayna"
(Spiegel). Diese Leinwand war früher 2 m x 2,5 m groß, später wurde sie auf
1,10 m x 0,80 m verkleinert. Auf der Innenseite der Leinwand gibt es eine
Ablage, auf der man Spielutensilien wie Glocken, Tamburin, Pfeifen und
Stecken unterbringen kann. Laternen oder Lampen, um die Leinwand zu erhellen
befinden sich ebenfalls dort. Die Spielfiguren sind in der Regel 32 - 40 cm
groß und werden aus Kamel-, Büffel- oder Rinderhaut angefertigt. Mit einem
speziellen Verfahren wird die Haut durchsichtig wie Pergament gemacht.
Danach werden mit einem spitzen Messer die Konturen und Einzelheiten der
Figuren ausgeschnitten. Die einzelnen Körperteile werden nun mit dünnen
durchsichtigen Sehnenfäden, "Katküt", miteinander verbunden. Danach werden
die Figuren mit blauer Tinte und Wurzelfarben bemalt und an den Stäben, die
sie bewegen sollen, befestigt.
Während der osmanischen Epoche war Karagöz eine der wichtigsten Vergnügungen.
Er durfte auf den Abendveranstaltungen während des Fastenmonats "Ramazan"
genauso wenig fehlen, wie bei Beschneidungsfesten, Volksbelustigungen und
als Unterhaltung in den Cafes und Teegärten. Die Stücke, die hauptsächlich
einen kritischen Bezug zu aktuellen Ereignissen hatten, wurden überwiegend
in Istanbul aufgeführt. Durch zeitweilige Tourneen in anderen anatolischen
Städten wurde Karagöz aber auch hier bekannt.
Auch heute erfreut sich Karagöz, der aus der türkischen Kultur nicht
wegzudenken ist, noch großer Beliebtheit. In Hotels oder Restaurants werden
die Stücke als Attraktion für Touristen aufgeführt. Auch über das Fernsehen
erreicht er seine Zuschauer.
Die wenigen Künstler, die ihre Zeit noch der Pflege dieser Theaterform
widmen, sind in der "UNIMA", einer internationalen Vereinigung für
Marionetten und Schattenspiele vereinigt und unterstehen dem Türkischen
Kulturministerium.
Turkisches Schattenspiel Karagoz Hacivat
http://www.karagoz.net/german/schattenspiel.php
Marionettentheater
Traditionelles Theater
MARIONETTEN
Das Marionettentheater, das in Anatolien unter vielen Namen wie z.B. "Korçak",
"Kudurcuk", "Kaburcuk", "Koğurcak", "Kaurcak" und "Lubet" bekannt ist, ist
eine der ältesten Theaterformen. Man benutzt auch die Bezeichnungen "Korkolçak"
und "Çadırhayal" (Zelt der Phantasie), genau wie in Mittelasien, von wo auch
diese Schaustellerkunst stammt.
Seit dem 17. Jahrhundert hat jeder türkische Volksstamm seine eigene Technik
und eigene Charaktere für das Marionettentheater entwickelt, deren Puppen im
Volksmund "Bebek", "Çömçe", "Gelin" oder "Karaçör" genannt wurden. Die
Themen der abwechslungsreichen Stücke stammten aus dem täglichen Leben der
Dorfbewohner und überlieferten Geschichten und wurden seit dem 14.
Jahrhundert überall auf dem Lande aufgeführt. Die Hauptfiguren sind ein
aufgeweckter schlagfertiger Junge mit Namen "Ibiş" (Stoffel), sein Partner
ist “Ihtiyar" (der Alte); ein reicher gestandener älterer Mann.
Die in der Türkei weit verbreitete Kunst der Herstellung und Verwendung von
Marionettenpuppen an Fäden, auf festen oder beweglichen Podesten und von
Handpuppen verlor gegen Ende des 19. Jahrhunderts an Bedeutung. Während der
Gründung der Republik versuchten einige wenige Künstler, diese Art der
Unterhaltung am Leben zu halten. Heutzutage sind es nur noch Ihsan Dizdar,
Selim Başeğmez, M. Tahir Ikiler, Haluk Yüce und Duygu Tansı, die sich mit
der alten Form des Marionettentheaters beschäftigen.
DER GESCHICHTENERZÄHLER, DER
MEDDAH
Wenn man, wie der "Meddah", eine Geschichte erzählen will, muss man gut im
Improvisieren und Parodieren sein. Die Bühne, das Dekor, die Kostüme und die
Themen, über die der Meddah spricht – alles wird von einer einzigen Person
vorbereitet.
Die Vorstellung beginnt, indem sich der Meddah auf einen Stuhl setzt und
anfängt, den Zuschauern Geschichten zu erzählen, die tägliche Erlebnisse,
Märchen, Sagen und Legenden beinhalten können.
Als Requisiten benutzt er ein Taschentuch und einen Spazierstock. Die
Geschichten beginnen jedes Mal mit dem gleichen klischeehaften Spruch: "Rvıy’n-ı
ahbar ve n’kıl’n-ı’sar ve muhadis’n- rüzigar şöyle rivayet ederler ki", was
ungefähr unserem deutschen “Meldungen und Berichten zufolge, erzählt man
sich folgende Geschichte … ” gleich kommt. Nun werden die Helden der
Geschichte aufgezählt und der Meddah beginnt mit dem Erzählen. Dabei ist
wichtig, dass die Figuren in seiner Geschichte mit ihrem eigenen Tonfall und
persönlicher Mundart sprechen. Der Meddah muss praktisch ein Parodist sein,
ein einziger Schauspieler, der in viele verschiedene Rollen schlüpft. Was
wir heute unter Stand- Up- Show verstehen, praktizierte damals der Meddah zu
einer Zeit, als viele Menschen noch nicht lesen und schreiben konnten und
ihre Kultur und ihr Wissen über das Zuschauen bezogen. Der Meddah war sowohl
in den Palästen der großen Städte sehr beliebt, als auch in Kleinstädten,
bei Ramazan- Vergnügungen, Beschneidungsfesten und in den Kaffeehäusern.
VOLKSTÄNZE -
SCHAUSPIELE AUFFÜHRUNGEN
ORTAOYUNU (VOLKSSCHAUSPIEL)
Ortaoyunu ist eine Art Vorführung des Karagöz von dem Vorhang auf den Boden
und hat sich ab dem 15. Jh. Weiterentwickelt und hat seinen dramatischen
Charakter in der ersten Hälfte des 19. Jh. erhalten. Es wird Ortaoyunu
genannt weil es auf einer Lichtung zwischen den Zuschauer gespielt wird.
Die beiden Helden des "Ortaoyunu" sind Kavuklu und Pişekar. Das Spiel ist
das Gerede zwischen diesen beiden Helden. Kavuklu gibt sich als einfacher
ungebildeter dummer Geselle, ist aber aufgeregt, schlau und lustiger Mensch.
Der Pişekar ist gebildet und weise, der es weiß, das Gute von dem Bösen zu
unterscheiden.
Außer Kavuklu und Pişekâr gibt es auch einige andere Charakter im Ortaoyunu
(Acem, Karadenizli, Arnavut, Tuzsuz Deli Bekir, Zenneler u. ä.).
Ein einfacher Vorhang mit dem Namen "Yeni Dünya", bildet das Haus und ein
runder Tisch den Laden. Zwei Stühlen ergänzen den Dekor.
Das Dorftheater wird
bei Hochzeiten und traditionellen Festen aufgeführt und soll mit seinem
festgelegten, zeremoniellen Ablauf die jeweiligen Ereignisse mit guten
Wünschen für Wohlstand Gesundheit und Reichtum begleiten. Auf den Dörfern
nennt man diese Art des Theaterspielens "Oyun Yapma" oder "Oyun Çıkarma".
Bei gutem Wetter werden sie auf den Dorfplätzen, im Winter in den Häusern
aufgeführt. Diese Volksschauspiele werden seit früher Zeiten aufgeführt,
haben jedoch im Laufe der Zeit einen Wandel erlebt. Während in alten
primitiven anatolischen Kulturen diese Spiele mit Beschwörungen der
Naturkräfte und Dankbezeugungen an den Schöpfer begannen, wandelte sich der
Ablauf unter dem Einfluss der Völkerzuwanderungen aus Mittelasien und der
neuen angenommenen Religion, dem Islam. Von nun an stellte der Inhalt der
Stücke eine Synthese zwischen althergebrachter Tradition und Mythos und
moderner Religionsauffassung her.
Das Dorftheater ist eine primitive Form des Theaters, die mehr soziale,
mythische und religiöse Merkmale als künstlerische trägt.
Es wird etwas aus dem täglichen Leben dargestellt (der Handwerker der
Kochgeschirr verzinnt, der Friseur, die Feldbestellung), oder Tiere
nachgemacht (Kamel, Bär, Fuchs, Adler usw.), oder der Wechsel der
Jahreszeiten wird thematisiert. Für die letzte Form gibt es wiederum
traditionelle Spiele, die zu bestimmten Anlässen aufgeführt werden, wie z. B
"Köse Gelin". Spiele, die Wohlstand und Fruchtbarkeit darstellen sind: "Saya
gezme", "Koç Katımı Töreni" (Feier zur Deckung der Schafe), "Cemal Oyunu" (Spiel
des Cemal), usw. Ein Spiel, das den Wunsch nach Regen beinhaltet ist: "Çömçe
Gelin" (Die Regenbraut).
Cemal Oyunu: Dieses Spiel wird am ersten Tag der Aussaat oder am
letzten Tag der Ernte aufgeführt.
Koç Katımı: In Anatolien werden die Schafe zwischen dem 1. Oktober
und dem 20. November gedeckt. Ein bis zwei Monate vor diesem Datum werden
die Schafsböcke von der Milchgebenden Herde isoliert. Fast überall wird an
dem ersten Tag, an dem die Schafsdeckung beginnt, ein Fest veranstaltet. Die
Bevölkerung trifft sich dazu auf dem Dorf- oder Dreschplatz zu Pauken- und
Oboeklängen. Die Hirten lassen nun die geschmückten und mit Henna gefärbtem
Fell verzierten Schafsböcke in die Herde der weiblichen Schafe. In manchen
Gegenden wird dieser Vorgang mit Gebeten der "Hoca" (religiöse Lehrer)
begleitet.
Deve yüzü, Koyun yüzü: Dieses Stück wird aufgeführt, wenn die Tiere
im Mutterleib ihre erste Körperbehaarung bekommen.