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Gedichte


Gedichte können als dichte und außergewöhnliche Erzählkunst definiert werden, die durch die Verwendung von Elementen wie sprachliche Bedeutung, Ton und Rhythmus Gefühle, Gedanken oder auch Ereignisse ausdrücken. Da das Gedicht das älteste und die ureigenste Erzählweise der Menschheit ist, wurden viele verschiedene Definitionen hervorgebracht, aber keine dieser Definitionen konnte diesen Begriff genau erklären. Als gebräuchlichste Definition wird folgende angesehen: Das Gedicht ist das Gegenteil der Prosa. Man kann auch so sagen, dass das Gedicht Gefühle und Gedanken mit einer Tonharmonie, einem für das Ohr wohlklingendem Vers, ausdrückt, was die Prosa in dem Ausmaß nicht vermag. Diese Definition beinhaltet allerdings auch die Versdichtung (manzume). Der Unterschied dieser beiden Dichtungsarten ist, dass die Versdichtung oberflächlich und gewöhnlich ist, das Gedicht jedoch Tiefe und Dichte trägt. Seit Jahrhunderten werden das Versmaß und das Reimschema als jenes Element, das den Unterschied hervorhebt, akzeptiert. Natürlich werden Gedichte nicht nur mit Versmaß und Reimschema geschrieben. Besonders im 20. Jahrhundert kann man sehen, dass sehr wertvolle Gedichte ohne diese Elemente hervorgebracht wurden. Und damit ist auch die Frage aufgetaucht, wo denn nun Prosa endet und das Gedicht beginnt. In der Prosa wird die Sprache nur zum Zweck der Weiterleitung von Information verwendet. Nach der Weiterleitung dieser Information haben die Wörter keine Bedeutung mehr. Im Gedicht dagegen konzentriert man sich ebenso wie auf die Betonung und Weitervermittlung der Information als auch auf das einzelne Wort. Man kann also sagen, dass es im Gedicht wichtiger ist, wie man etwas sagt, als was man sagt.

Epos in Versform

In der Aşık- Literatur sind Epen Volksgedichte, die über die Liebe, Heldentum, Situation und traurige Ereignisse des täglichen Lebens erzählen. In ihrer Form ähneln sie dem "koşma" (Form der Aşık- Literatur mit bestimmtem Silbenmaß) der Volksliteratur, unterscheidet sich von diesem allerdings durch die Verwendung des Vierzeilers, durch das Thema und Erzählart- und weise. Das Reimschema kann "abab", "cccb" oder "eeeb" sein.
Beispiel eines Epos in Versform
Aus dem Köroğlu Heldenepos
(Gedicht von Köroğlu an die Soldaten im russischen Krieg)

1.
Tapferer Mann, lass es laut donnern
Die Mutter, die einen tapferen Jüngling gebar, sie lebe tausend Jahr
Es soll sprudeln aus der Brust rotes Blut
Die Mutter, die einen tapferen Jüngling gebar, sie lebe tausend Jahr

Die Trommeln sollen stark erklingen, im Uran
Die Plänkle links und rechts herumschlagen
Das gebogene Schwert die Brust teilen
Die Mutter, die einen tapferen Jüngling gebar, sie lebe tausend Jahr

Kommt Männer, lasst den Krieg erklingen
Die Soldaten von Çamlıbel sollen sich trennen
Tag und Nacht soll es am Kriegsschauplatz Wunden geben
Die Mutter, die einen tapferen Jüngling gebar, sie lebe tausend Jahr

Die tapferen Helden am gedüngten Boden versteckt
An den Hüften das Schwert, in den Händen die Lanze
Immer mit den Augen eines Falken, dem Gesichtsausdruck eines Löwen
Vorwärts, ihr, die das Blut trinken, ihr sollt tausend Jahre leben
 
Köroğlu sagt, heute lagern wir hier
Am Morgen versetzen wir den Kriegsschauplatz in Schmerzen
Aus fließendem Blut machen wir vollen Wein
Vorwärts, ungestümer Hoylu, du sollst tausend Jahre leben

2.

Die tapferen Männer werfen sich aufs Pferd
Die Nachricht erreicht sogar die hungrigen Wölfe in den Tälern
Tapferer Mann, schlage dich ringsherum
Die Schlechten fallen vom Pferd, werden zu Blut

Ein Kämpfer nimmt den Pfeil in die Hand
Er ist bereit sich selbst zu opfern
Das Schild wird zerstückelt, die Rüstung durchlöchert
Das blutige Hemd wird dem tapferen Kämpfer zum Kleid

Ein Kämpfer nimmt den Pfeil und wirft ihn
Die weißen Hände tauchen in rotes Blut
Ein feiger Kamerad verließ ihn und ging
Flüchte nicht du Feiger, flüchte nicht, kehr um

Auch die Feinde singen eine Totenklage
Die Glaubensbrüder geben gute Ratschläge
Von oben bis unten in Eisen gehüllte Kämpfer
Stehlen sie seine Eingeweide, wird er ein Held

Köroğlu sagt, bleibt nicht wehrlos stehen
Vor dem Herzen des Spatzen fliegt ein Falke vorbei
Als er den Falken sieht, flüchtet er in den Wald
Er geht in die Einöde und wird Held

3.
Ich habe mich mit Gott zu dir geflüchtet
Hinter mir bist du, was bleibt bist du, Berge hey
Es gibt nichts anderes als dich, mein Arm blutet
Hinter mir bist du, was bleibt bist du, Berge hey

Ich spreche zu dir, meine erhabene Hochebene
Wie kann ich dieses Gebiet denn verlassen
Mein Pfeil ist von dir, mein Bogen ist von dir cidam
Hinter mir bist du, was bleibt bist du, hey Berge


Ich habe mich gestellt unter den Schutz der Osmanen
Nicht ein einziges Mal fand ich Frieden für die Seele
Den geliebten Zustand meiner lieben Mutter
Hinter mir bist du, was bleibt bist du, hey Berge

Über die hohen hohen Berge schreitend
Die Besorgnis wich keinen einzigen Tag
Von dem rücksichtslosen Herrscher von allen vier Ecken umzingelt
Hinter mir bist du, was bleibt bist du, hey Berge

Köroğlu sagt, ich schaue von den Gipfeln
Ich vergieße blutige Tränen
Seit vielen Jahren leide ich unter der Sehnsucht
Hinter mir bist du, was bleibt bist du, hey Berge

4.
Der Tapfere ist widerstandsfähig, der Feige flieht
Der Kriegsschauplatz erklingt wie ein Donnern
Die Feldschlange (Geschütz) des Herrschers öffnet den Rat
Der Kriegsschauplatz erklingt wie ein Donnern

Der Tapfere auf seinem Hof
Die Pfeile in greifbarer Reichweite

Der Kriegsschauplatz erklingt wie ein Donnern
Der Pfeil wird weggeworfen von den Verbliebenen
Das Recht soll es vor dem Unheil verstecken
Vor den lauten Rufen von Köroğlu
Der Kriegsschauplatz erklingt wie ein Donnern

Türkü (Lied)

In der mündlichen Tradition der Türkei wird ein Gedicht, das in Liedform dargebracht wird meist "türkü" (Lied) genannt. In besonderen Situationen oder je nach Art der Wörter oder Weise werden diese Lieder auch als "ninni" (Wiegenlied), "ağıt" (Trauerode), "deyiş" (bes. Lied in Gedichtform) oder "hava" (Melodie) bezeichnet.

Türkü Beispiele:

Beispiel eines vertonten Türkü:

Ah, grünes Tal

Titel des Liedes: Ah, grünes Tal
Ursprung: Dorf Hamzabey bei Inegöl
Vertonung: Hasan Yörenç
Musiklehrer am Inegöl Gymnasium

Den Wolf trieb ich vom Berg herunter
Sodass mein Pferd schwitzte
Wer sich vom Geliebten trennt
Möge keinen Frieden haben

Refrain:

Ah, mein grünes Tal, mein Geliebter ging zum Heer
Ah du verdammter Offizier, gib meinen Geliebten wieder her
Mein Radio hat eine Batterie
Am Rande hat es Druckknöpfe
 
In den Hosentaschen der Buben
Befinden sich die Taschentücher der Mädchen

Refrain

Wo bleibt denn mein Eis
Über meinen früheren Geliebten lass’ ich nichts kommen
Auch werde ich meinen Neuen
Nicht traurig machen

Refrain

Vor dem Brunnen liegen Steine
Meine Geliebte wäscht die Wäsche
Hebe deinen Hut, meine Geliebte
Lass’ deine schönen Augenbrauen sehen

Refrain

Ich ging am Kaffeehaus vorüber
Und trank eine Tasse Kaffee
Mit dem Sohn des Besitzers
Vergnügte ich mich ein Jahr

Refrain
 
Du hast Brauen wie ein Stift, meine Geliebte
Ich besitze leider kein Geld, meine Geliebte
abends erreichten mich deine Grüße
Ich nahm sie sehr gerne an, meine Geliebte

Refrain

Lass’ uns auf den Basar gehen, meine Geliebte
Auf den Basar von Çarşamba
Sie sollen uns beide begraben
Auf dem Friedhof der Liebenden

Refrain
 
Fließ du Milch der Ziege
Der Tag des Opferfestes kommt näher
Offizier schicke meinen Geliebten
Hier will ich das Fest feiern.
 
Refrain

Beispiel eines nicht vertonten Türkü


Mehmet Türkü

Wusste ich nicht, dass der grausame Despot mich verfolgte
Seht nur mein Gesicht, wie das Blut fließt,
Wasser kann nun nicht mehr gegossen werden, auf meine frische Rose,
Ah Mütter, schon mit siebzehn Jahren wurde ich vernichtet.

Mutter, ich wurde verlobt und ging zum Militär
Dort wartete ich auf meine freien Tage,
Meine Verlobte überreichte mir ein Geschenk,
Ah Brüder, ich bin ein Mörder, ah Mütter, ich wurde vernichtet.

Mein Name war Mehmet, mein Nachname Coşar,
Mein grausamer Bruder kommt, um mich zu töten,
Nimm mein rotes Blut, das fließt wie Wasser
Ah Mütter, meine Verlobte soll schwarze Kleider tragen

In Pozantı ausgestiegen, wartet mein Bruder auf mich,
Es reicht mir, an den grausamen Bruder zu denken,
Im Garten hört man die Nachtigallen singen,
Ah Mütter, ich starb, bevor mein Leben zu Ende ging.

In Digor stieg ich aus dem Bus,
Ich machte mich auf den Weg in das Dorf,
Ich war zerstört, war in allem Munde,
Ah Mütter, ich starb wie eine verwelkte Blume.

In Maraş hat man auf mich geschossen,
Meine Mutter, die Unglückliche, wartete zu Hause,
Alle Nachbarn sagten zu ihr „Du Unglückliche“,
Ah Mütter, seht nur mein Schicksal an.

Ich ging in meine Kaserne, war froh,
Ich schrieb Briefe und gab sie auf,
Ah Mutter, warum war ich nicht glücklich in jungen Jahren,
Ah Mütter, trauert um Euren vom Pech verfolgten Sohn.

Meine unglückliche Mutter wartete auf mich,
Als meine Verlobte davon erfuhr, zog sie schwarze Kleider an,
Der grausame Bruder nahm mir das Leben
Ah Mütter, dieser Soldat, der nie lachte, soll leiden.

Als ich Urlaub erhielt, sendete ich ein Telegramm,
Ich machte mich auf den Weg und war glücklich,
Haltet Trauer um den leidgeprüften Soldaten,
Ah Mütter, in den Taurus Gebirgen kam ich um.

Ich kam um ein Uhr, keiner sah mich,
Niemand informierte meine Mutter, meinen Vater,
Niemand starb so schmerzvoll wie ich,
Ah Mütter, zu dem Zeitpunkt traf mich die Kugel.

Mani (volkstümliche Gedicht)
 

Mani sind volkstümliche Gedichte in Vierzeilern zu je sieben Silben, deren Urheber nicht bekannt sind. In Ostanatolien wird anstelle des Wortes "mani" auch die Bezeichnung "bayatı" verwendet. Das Reimschema hat die Form a – a – b – a.

Beispiele von Mani

In meinem Gesicht ein doppeltes Muttermal,
Alle die es sehen, bewundern es.
Ich weiß nicht, wie sie auf dich verzichten werden,
sie, die dir ihr Herz schenken.

Ein Henkelbecher aus Zinn,
Die Mädchen tanzen einen halay (bäuerliches Rundtanz),
Sagt es für Gott,
Gibt es eine Liebe, die einfach ist.

Braut, dein Brautschleier mit Goldfäden durchwirkt,
Braut, deine Hände sind Silber,
Deine Augen sind beschlagen,
Braut, es ist klar, dass du geliebt wirst.

Ein Blitzschlag hat uns getroffen,
Er hat uns wie einen Ast gebrochen,
Ein Feind hat sich dazwischen gestellt,
Die Berge haben uns getrennt.

Der Tag, der uns zusammenbringt, liegt in der Ferne,
Meine Augen sehen ins Dunkle,
Eines jeden Geliebter ist gekommen,
Meine Geliebte ist in der Ferne.

Ich säte die Saat auf der Ebene,
Ich wurde ein Dorn für die Augen,
Und so bin ich gegangen,
Ayaş überlasse ich euch.

In der Erde, auf dem Stein,
An den Augenbrauen gibt es Muttermale,
Du lebst im Frühling,
Was mein Leben betrifft, ist es Winter.

Die Saat auf dem gegenüberliegendem Feld,
Aus meiner Hand habe ich es mir nehmen lassen,
Jeder der fragt, fragt nach meiner Gesichtsfarbe,
Sie fragen nicht nach meinem Herzen.

Nach Herzenslust habe ich Wasser getrunken,
Die Gewässer fließen nur so dahin,
Habe ich dein Gesicht auch nur einen Tag nicht gesehen,
So weiß ich nicht, wohin ich gehen soll.
 
Bist du kein schwarzes Huhn geworden,
Hast du nicht auf den Ästen gesessen,
Meine hässliche Schwiegermutter,
Bist du denn keine Braut gewesen.

Mani, die in der "kına gece" (Hennanacht; Abend vor der Hochzeit mit speziellen Hennazeremonien) gesungen werden:

Die Treppe haben sie dich hinuntergeführt
Allein haben sie dich in die Kutsche gesetzt
Mein Mädchen, sie sandten dich in die Hände des Kummers
Weine, man kann die Tränen abwischen, weine.

Unter der Treppe ist eine Grube
Ich habe das Wasser darunter ausgemessen
Mädchen, das ist eine alte Eigenheit deiner Mutter
Weine, man kann die Tränen abwischen, Weine.

Du hast noch einen Platz in den Zimmern
Du hast noch einen Platz in der Gemeinschaft
Deine Hand bleibt noch auf dem Tisch
Weine, man kann die Tränen abwischen, Weine.
 
Du bist über die Schwelle gegangen
Dein Löffel blieb auf dem Tisch
Mädchen, du Liebe der Mutter
Weine, man kann die Tränen abwischen, Weine.

Die Braut ist in unser Haus gekommen
In unserem Dorf wurde ein Fest gegeben
Herzlich Willkommen, rote (wegen Henna) Braut
Rein bist du gekommen, Schöngekleidete Braut.

Meine Braut, wenn du gut bist
Werden wir dich auch loben
Meine Braut, wenn du schlecht bist
Werden wir dich auch alle schlagen.

Meine Braut, wenn du gut bist
Also deine Beine und dein Gesäß
Meine Braut, wenn du schlecht bist
 Dann gibt es das Beil.

Mein Mädchen, ich gratuliere zu deinem Henna
Deine Zunge soll süß sprechen
Ruft die Mutter des Mädchens, sie soll kommen
Das Mädchen ist Braut geworden, sie soll es sehen.

Ist dein Vater am Markt angekommen
Hat er das Rote und Grüne gekauft
Hat er gesagt, das ist für mein Mädchen
Also Mädchen, ich gratuliere.

Hier soll deine Zunge süß sprechen
Unter der Treppe ist eine Grube
Ich habe das Wasser darunter ausgemessen
Mädchen, das ist eine alte Eigenheit deiner Mutter

Mein Mädchen, ich gratuliere zu deinem Henna
Deine Zunge soll süß sprechen
Ruft die Mutter des Mädchens, sie soll kommen
Das Mädchen ist Braut geworden, sie soll es sehen.
 
Wo bleibt die Mutter dieses Mädchens
Vor ihr sollen die Kerzen brennen
Ruft die Mutter des Mädchens, sie soll kommen
Das Mädchen ist Braut geworden, sie soll es sehen.

Gott gab seinen Wunsch heute bekannt
Er, der die Mutter ohne Tochter zurücklässt
Er, der keine Spur im Haus von ihr übrig lässt
Er, der ihren Tonkrug ohne Wasser lässt

Ruft die Mutter des Mädchens,
sie soll kommen
Das Mädchen ist Braut geworden,
sie soll es sehen.

Gott gab seinen Wunsch heute bekannt
Die Treppe haben sie dich hinuntergeführt
Allein haben sie dich in die Kutsche gesetzt
Mein Mädchen, sie sandten dich in die Hände des Kummers

Also mein Mädchen, ich gratuliere zu deinem Henna
Hier soll deine Zunge süß sprechen
Ruft die Mutter des Mädchens, sie soll kommen
Das Mädchen ist Braut geworden, sie soll es sehen.

Gott gab seinen Wunsch heute bekannt
Du schrittst über die Türschwelle
Am Tisch blieb dein Löffel zurück
Fragt das Mädchen die Mutter um Rat?

Also mein Mädchen, ich gratuliere zum Henna.
Hier wie auch dort soll deine Zunge süß sprechen
Ich habe Linsen gesät, ist es fertig
Hat sie den richtigen Weg nach Ankara genommen

Haltet an und schaut auf die Mutter
Hat sie ihr Mädchen vergessen
Also mein Mädchen, ich gratuliere zum Henna
Hier wie auch dort sollen deine Tage glücklich sein.

Mani des Davulcu (Trommelschlägers)


Ab dem fünfzehnten Tag des Ramadan sammeln die Trommelschläger ihr Trinkgeld ein. Dabei tragen sie folgendes Mani vor:

Die Schnur meiner Trommel ist aus Baumwolle,
Ich habe kein Oberhemd mehr auf meinem Rücken,
Gebt mir doch ein Trinkgeld,
Damit ich mir ein Oberhemd kaufen kann.

Was schläfst du, was schläfst du,
Was findest du am Schlaf,
Nimm das abdest (rituelle Reinigung) vor und übe deinen namaz (rituell genau vorgeschriebenes, zu verrichtende Gebet)
So wirst du das Paradies finden.

Träume und Sklaven
Schlummer vor dem Ofen
Wenn ihr die Schläge meiner Trommel hört
Dann lest die Steine aus dem Reis.

Die neue Moschee benötigt einen Balken
Es braucht Mut, um dies zu sagen
Mein Bauch ist voll
Aber der meines Freundes möchte Börek (Teigtaschen).

Schnellsprechübung


 

Schnellsprechübung

Dies sind Reime, die vor allem in der Kindertradition vorkommen. Ein besonderes Merkmal dieser Sprüche sind die Reimformen, die durch Wortspiele, Ton und Wortähnlichkeit hervorgerufen werden. Sie können in folgende Gruppen untergliedert werden:

Märchen-Schnellsprechübungen
Spiel-Schnellsprechübungen
Zeremonielle Schnellsprechübungen

Beispiele für Schnellsprechübungen:

Nimm dieses Klapperzeug, bring es zum Klapperzeugmacher. Wenn der Klapperzeugmacher dieses Klapperzeug nicht zum Klappern bringen kann, dann bring das Klapperzeug ohne das es klappert zurück.

Unsere Hände sind voller Pekmez (dick eingekochter Traubensaft), doch wir sind nicht voller Pekmez.

Ein Friseur sagte zu einem Friseur, he Friseur komm Friseur, lass uns gemeinsam einen Friseursalon eröffnen.
Recht (Männername) hat dem Recht sein Recht vorenthalten. Das Recht forderte sein Recht vom Recht. Als das Recht dem Recht sein Recht nicht gab, ist das Recht über das Recht gekommen.

Ich bin zum Bach hinunter und habe mich gewaschen, gewaschen und bin heraufgestiegen.
Wenn es regnet werden die Schienen nass, wenn es regnet werden die Paläste nass.

Ich bin hungrig, mach dem Magen einen Deckel auf, flüchte zur Mühle, das Tor der Mühle ist verschlossen, der Heybaşı ist verlaust.

Das Beil auf den Griff, schneide es in zwei Stücke, eines für mich, und eines für dich.

Der Name des Mädchens ist Heidi,
sie gibt der Katze nie Brot,
die Katze geht zum Kadi Richter),
die Tür des Kadis ist verschlossen,

Heidis Kopf ist verlaust.
Hand auf Hand,
aus der Hand gefallener kepenek (Filzumhang der Schäfer)
die Hälfte des Filzumhangs,
die Frau des Keloğlan (Glatzköpfigen)

Winzigklein,
Du bleibst stehen, du bist draus’,
Hasan Hasan,
der das Helva (Süßspeise) macht,
der die Tür zerbricht,
der das Mädchen entführt.

Der Hund ging in die Mühle
Der Müller versetzte ihm Prügel
Da kamen sieben Hunde
Zugleich Prügel
Und sieben Hunde

Die Ziegen des Onkel Ali
Meh, meh, rufen sie alle
Sie wollen Gerste und Stroh
Gerste und Stroh gibt es nicht
Beim Teppichweber gibt es viel
Der Teppichweber webt Teppiche

Würde die Nachtigall da drinnen mir gehören
Hätte ich doch zwei Geschwister
Eines Mond, eines Stern
Eines ein Junge, eines ein Mädchen

Sie durchbohrten und setzten es zusammen
Das haben sie so gemacht
Hätten sie es nicht durchbohrt und nicht zusammengesetzt
Dann hätten sie es so nicht gemacht

Das ist eins und zwei, eins und zwei
Das ist fünf und sechs, fünf und sechs
Glaubst du es nicht, so zähle und schau
Sechzehn, sechzehn

Ich grüße dich
Danke für den Gruß
Wohin gehst du?
Ich gehe noch weiter
Warum gehst du?

Ebe (Wer raten muss) ebe wo bist du
Sie füllt das Wasser am Fluss
Der Fluss ist krumm
Was ist diese ebe doch dumm
Eine ebe kann nicht in das Wasser tauchen
Sucht sie auch, so kann sie es nicht finden
Dies und das, das findet sie nicht
Ich bin auf dich böse

Kleine kleine Einer,
Fleißige Zweier,
Faule Dreier,
Geschlagene Vierer,
Wie eine Maschine arbeitender Fünfer,
Gold gestohlener Sechser,
Mein Essen aufgegessener Siebener,
Zum Tempelhüpfen gehender Achter,
Doktor geworden und gegangene Neuner,
Mit roten Unterhosen Zehner.

Ich schnitt die Birne
Ich hing sie an der Decke auf
Tap sagten sie, und fielen herunter

Würde Ali doch schauen dum dum
Schmier ich um den Bart herum
Liegt das Geld darum.

Ich bin auf den Markt gegangen
Ich kam nach Hause, die Frau war nicht da
Das Baby weint, die Wiege ist nicht da
Die Suppe geht über, der Löffel ist nicht da
Ali Papa ist gestorben, der Sarg ist nicht da

Oh, Nadel, Nadel
Der Rand des Knopfes
Filifilince
In der Vogelsprache

Der Hahn krähte
Das Huhn schlug um sich
Das Nachtigall-Mädchen
Hat auf deinen Gruß gebetet

Kleiner Honig (Oder ich und du)
Ich sagte es zu dir, du musst gehen

Der Hund ging in die Mühle
Der Hund nahm den Hund
Der Hund fraß den Hund
Die Prügel bekam der Hund
Schäflein Schäflein, meh
Steig auf mich
Los, lass uns gehen
Zu meinem Hacı dede (Opa, der eine Pilgerreise gemacht hat)
Mein Hacı dede ist krank
Sein Taschentuch hat er zu einem Beutel geknüpft
Er selbst ist ein Hoca

Ist der Hase durch die Tür gekommen? Ja, er ist durchgekommen.
Hast du ihn aufgehalten? Ja, ich habe ihn aufgehalten.
Hast du ihn geschlachtet? Ja, ich habe ihn geschlachtet.
Hast du ihn gesalzen? Ja, ich habe ihn gesalzen.
Hast du ihn gekocht? Ja, ich habe ihn gekocht.
Hast du was für mich zurückgelegt? Ja, ich habe was für dich zurückgelegt.
Ich welchen Schrank hast du es gelegt? In den quietschenden Schrank.
Los, hol und bring es mir! Ich kann es nicht bringen.
Warum kannst du es nicht bringen? Die schwarzen Katzen haben es gefressen.
Ah, ah, miau.

Wiegenlied


 

Wiegenlieder

Wiegenlied

Dies sind meist Reime, die vorgebracht werden, um das Kind schlafen zu legen oder es zu trösten. Sie werden in einer einfachen Sprache und mit bestimmtem Silbenmaß mit einer Melodie vorgetragen. Diese anonymen Sprüchlein bestehen häufig aus Vierzeilern und Refrains.

Beispiele von Ninni (Wiegenliedern)

Huu huu (Begrüßung der Derwische)
Derwische
Sie gingen den richtigen Weg (Islam)

Auf dem richtigen Weg eine Quelle
Die weder austrocknet noch versiegt

Die Derwische, die daraus tranken
Erreichten das göttliche Ziel

Ein Wiegenlied, damit es schläft, damit es wächst
Ein Wiegenlied für mein kleines Kind

Huu huu
Derwische

Sie nahmen eine Braut
Und wickelten sie in ihre Pelze

Als sie sie küssten und beschnüffelten
Stürzten sie um

Ein Wiegenlied für mein Kind
Für mein klitzekleines Kind ein Wiegenlied

Hu hu hu Vogel
Eule an der Spitze des Flusses

In der endlosen Weite ihr Nest
Der Vater bringt ihnen ihren Brei

Mein Kind soll es essen, damit es wächst
Damit es sowohl wächst als auch geht

Ein Wiegenlied für mein kleines Kind
Für mein klitzekleines Kind ein Wiegenlied

Hu hu hu Vogel
Ich bin den Abhang nicht hinaufgestiegen

Auf dem Abhang ein Nachtigallennest
Die Frau kocht für ihre Kinder einen Brei

Damit mein Kind wächst
Damit es sowohl wächst als auch geht

Meinem kleinem Kind
Meinem klitzekleinem Kind dieses hu Wiegenlied

Trauerode


 

Beispiele von Traueroden:

Die Trauerode vom Hacı Bey* (*Hacı Bey ist die Bezeichnung für einen Mann, der in seinem Leben eine Mekka-Pilgerreise durchgeführt hat)
 
Von Ayvalık bin ich zu Fuß heruntergestiegen
Haltet aus meine Knie, haltet aus
Aus Ödemiş ist eine Braut gekommen
Wach auf mein Hacı Bey, wach auf

Vor den Häusern stehen Pappeln
Von den Pappeln fallen die Blätter
Wach auf mein Hacı Bey, wach auf
Meine Hände sind voll Henna, mein Kopf mit einem Brautschleier umwickelt
 
Ich gehe immer weiter
Über Berge und Täler gehe ich
Wach auf mein Hacı Bey, wach auf
Ich bin als Braut gekommen, als Mädchen gehe ich
 
In ihrem Zimmer brennt das Licht
Auf seinem Tisch ein silberner Löffel
Ich bin nicht vorbeigekommen
Ich schämte mich, konnte nicht weglaufen
 
Zu seinem Frieden, zu seinem Frieden
Vögel haben sich auf das Grab gesetzt
Der Grauschimmel des Hacı Bey
Verkauft ihn auf dem Basar des Sultans
 
Meine Mutter weint um ihren Mann
Die Brau weint um ihr Essen
Die kleinen Mädchen weinen besonders
Die Gesellschaft weint um ihren guten Bruder

Die Ruine Erzincan

Wir bezeichneten dich als Leben,
Wie viel frisches Blut unter den Trümmern,
Ihr liegt in Schmerzen, aus den Adern fließt Blut,
 Mein schönes geliebtes Erzincan ist eine Ruine geworden....

Aus meinen Augen fließen Tränen,
Alle, Kind und Kegel sind auf die Straßen geflüchtet.
Der Schmerz schreit, das Wetter ist sehr kalt,
Zittere nicht, steh aufrecht, du großes Erzincan...

Ich schaute auf die Kreuzung voll Stolz und Glück,
Wo seid ihr Selimoğlu, Stiftungen, Urartu.
Dies ist die Heimat der Blumen, der Früchte, des Schönen,
Die Rosen im Garten sind verblasst, Erzincan....

Der Euphrat ist traurig, die Nachtigallen still,
Am dreizehnten März neunzehnhundertzweiundneunzig brach dein Glück.
Es ist kein Unterschied geblieben zwischen dir und einem Betrunkenen,
Werde nicht verrückt, komm zu dir selbst, meine Rose Erzincan....

Von manchen kommen erstickende Stimmen,
Schöne Hände zittern in der Luft,
Zerdrückte Köpfe, gebrochene Rücken,
Du wirst kein Verbrecher, loyales Erzincan....

Wir haben dich als Leben bezeichnet, du kannst kein Leben nehmen,
Du kannst nicht ewig auf uns beleidigt sein.
Wir hoffen, dass deine Erde sich nicht nochmals so erschüttern wird,
Aus dem Frühling wurde Herbst, Ruine Erzincan....

Dachtest du, dass auf Schnee Feuer nicht brennen würde.
In diesen Tagen habe ich dies verstanden
Ich betete zu Gott und flehte ihn an,
Um Gottes Willen, Erzincan beschütze uns....

Dieses Heimatland ist weit und nicht eng,
In den großen Wohnungen hatten wir keinen Platz.
Hätte es ein Feind gemacht, hätten wir es nicht übel genommen,
Aber du hast uns einem Zelt ausgesetzt, Erzincan....

Wir sind von Freunden getrennt, in unserer Brust brennt es,
Unsere Herz ist traurig, unser Herz weint Blut.
Haltet diese Wanderung auf, Landherren,
Vertreibe uns nicht aus diesem Gebiet, Erzincan....

Wir gaben vierzigtausend Lira, doch wurdest du nicht satt,
Du gabst dich neunzehnhundertdreiundachtzig nicht mit dem Lösegeld zufrieden.
Diesen Frühling haben wir dir nicht Leid getan,
Hunderte von Leben nahmst du als Geisel, Erzincan...

Auf dieser Erde stöhnen die Kranken leise vor sich hin,
Die Ohren lauschen voll Aufmerksamkeit dem Pulsschlag,
Niemand weiß, was mit der Zeit geschehen wird,
Du ohne Glück und Sicherheit zurückgebliebenes Erzincan....

Dies sagt Dertli Kemal, ich sage es weinend,
Mein Lied soll für die schönen Menschen wie Feuer sein,
Natürlich nehme ich mein Instrument, das gazel (Lieder bes. Art) hervorbringt
Ein glückliches Erzincan im Frühling, leider kam es nicht dazu,

Feiere deine dunklen Festtage Erzincan....