Türkische Küchenkultur |
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Türkische Küchenkultur
Ernährungsweisen werden durch die kulturelle, ökologische, wirtschaftliche
Struktur und die historische Periode, in der man sich befindet, geprägt.
Wenn von der Türkischen Küche gesprochen wird, meint man nicht nur das Essen
und Trinken, sondern auch die Zubereitung, das Kochen, die Aufbewahrung und
die für diese Verfahren notwendigen Gewürze, Werkzeuge, Techniken und das
gute Benehmen bei Tisch, sowie Glauben und Anwendungen, die sich um die
Küche drehen.
Die Vielfältigkeit in der Türkischen Küche hängt von mehreren Faktoren ab.
Kurz gesagt, haben bei der Entstehung der neuen Struktur unserer
Küchenkultur die Vielfalt der Ernten, die die asiatische und anatolischen
Felder anbieten; der durch eine lange historische Periode hindurch
stattgefundene gegenseitige Einfluss verschiedener Kulturen; wie der von
Palastküchen der Kaiserreiche sowie der Seldschuken und Osmanen entwickelte
neue Geschmacke, eine Rolle gespielt.
Die Türkische Küche, die allgemein Speisen aus Getreide, verschiedenen
Gemüses, mit Fleisch oder Olivenöl zubereiteten Gerichten, Suppen und Gebäck
zubereitet und eine Vielfalt an Kräutern verwendet, hat neue
Speisenvariationen wie Trauben-Most, Weizen (Bulgur), Joghurt u. a.
hervorgebracht, die ihr nun eigen sind. Den in verschiedenen Gebieten
unterschiedlich zubereiteten Speisen kommen an speziellen Tagen, bei
Feierlichkeiten und Zeremonien eine besondere Bedeutung zu, die sogar bis
hin zur religiösen Darbietung reichen.
Die Türkische Küche umfasst nicht nur mit ihrer Vielfältigkeit der Zutaten
den guten Geschmack ihrer Speisen, sondern ist mit ihrem reichen
Nahrungsangebot Beispiel gesunder Ernährung und Quelle der vegetarischen
Küche.
In der türkischen volkstümlichen Küche
versteht man unter einem Koch eine Person die geschickt ist, für jede Speise
das rechte Maß hat, schmackhaftes Essen zubereiten kann und sauber ist.
Diese Köche richten vorwiegend bei Verlobungen, Beschneidungsfesten,
Hochzeiten und Beerdigungen die Festtagstafel aus.
Der türkische Koch wird in der Regel “Aşçı” genannt, jedoch auch
Bezeichnungen wie “Yemekçi”, “Aşganacı” und “Keyveni” sind geläufig. Damit
sind in der Regel die weiblichen Köche gemeint. Wer bei diesen
traditionellen Essen den Köchen zur Hand geht wird “Bulaşıkçı Yardımcı”
genannt, was soviel wie Tellerwäscher heißt.
Der Koch überschlägt zunächst wie viel Zutaten er für das Festtagsmahl
benötigt und teilt dies dem Gastgeber mit, der entsprechend der Anzahl der
geladenen Gäste die Lebensmittel einkauft. Diese werden nun vom Koch auf
Frische und Qualität hin geprüft. Danach werden alle Zutaten wie Fleisch,
Gemüse und Reis usw. gewaschen, verlesen und zurechtgeschnitten. Der Herd
und die Töpfe werden vom Koch inspiziert und dann kann mit dem Kochen
begonnen werden. Sowohl das Zubereiten als auch das Servieren der Speisen
ist dem Koch vorbehalten.
Spricht man von türkischer Kochkunst, so denkt man als erstes an den Ort
“Mengen” in der Provinz Bolu. Ein großer Teil der türkischen Köche stammen
von dort. Das alljährliche Kochfestival und die Einrichtung der Mengen
Hochschule für Köche tragen zu einer guten Ausbildung der Köche und einer
ständigen Weiterentwicklung der türkischen Kochkunst bei.
Geräte
und Zutaten für die Zubereitung von Getränken und Speisen. Orte für ihre
Herstellung, Aufbewahrung und ihren Verzehr
Kochgeräte
Früher wurde ein Herd, ein Backofen oder ein so genannter “Tandır”, eine in
den Erdboden eingelassene Backvorrichtung aus Ton benutzt. Heizmaterial war
jeweils Holz. Die Töpfe und Pfannen bestanden aus Ton, Bronze, Kupfer und
Eisen. Heutzutage kocht man auf Erd- oder Butangas oder benutzt Strom als
Energiequelle. Moderne Herde und Backöfen haben den Platz der alten
Kochstellen eingenommen. Auch die Form eines offenen Herdes, eines
Vorläufers des heutigen Kamins, waren in früheren Zeiten sehr beliebt.
Innerhalb dieser Feuerstelle war ein Rost, ein Dreifuß oder eine Vorrichtung
aus Ton, worauf man die Töpfe und Pfannen während des Kochvorgangs stellen
konnte. Unter dieser Vorrichtung brannte das Holzfeuer.
Die im Boden eingelassene Backvorrichtung “Tandır”, bestand aus Ton, die zu
ebener Erde eine große Öffnung hatte. Das Holzfeuer brannte am Boden dieser
mit Ton ausgekleideten Grube. Sobald das Feuer nicht mehr rauchte und nur
noch die Glut vorhanden war, versenkte man den Topf mit den Speisen in die
inzwischen erhitzte Grube und verschloss ihre Öffnung luftdicht mit einem
Deckel.
Indem man Brotteig an die Wände des Tandır klebte, stellte man auch Brot
her.
Eine andere Tandır- Form war auch die nach einer Seite hin geöffnete. In
dieser wurden in der Regel Pasteten und Brote gebacken, indem man die offene
Seite nach dem Beheizungsvorgang mit einer Klappe verschloss.
“Kuzine” nannte man eine altertümliche Kombination von Back- und Kochstelle,
einem Vorläufer unseres heutigen Backherdes. Auch diese Vorrichtung wurde
mit Holz beheizt, der Rauch zog durch ein Ofenrohr nach außen. Im
geschlossenen Teil konnte gebacken, auf dem Herd gekocht werden. Da diese
Herde gleichzeitig auch gute und wirtschaftliche Wärmespender waren,
erfreuten sie sich lange Zeit großer Beliebtheit.
Töpfe, Pfannen und Ofenbleche
Versiegelte Tontöpfe werden im Türkischen “Güveç” genannt und werden nach
dem Einzug von Emaille- und Chromtöpfen in der türkischen Küche kaum noch
benutzt. Verzinnte Kupfertöpfe und –Pfannen hingegen finden in vielen
Haushalten noch Verwendung. Auch in Kochgeräten aus Teflon kocht man
neuerdings gern.
“Saç” werden gewölbte Bleche aus Schwarzeisen genannt. Man kann sowohl die
Innen- als auch die Außenseite benutzen. Auf der Außenseite werden in der
Regel über dem offenen Feuer Brotfladen ”Yufka” oder gefüllte Teigtaschen
“Börek” hergestellt. Weitere Spezialitäten sind Fleisch und Käse im Teig
“Etli Ekmek”, “Gözleme”, sowie Fladenbrot “Pide” und Pasteten “Katmer”.
Dreht man das Blech um, so kann man auf der Innenseite ebenfalls über dem
offenen Feuer Fleisch schmoren, “Saç Kebabı”.
Koch- und Schöpflöffel aus Holz oder Metall (verzinntem Kupfer oder
rostfreiem Stahl) werden zum Umrühren und Umschöpfen der Speisen, vom Topf
auf die Anrichteplatten und von dort auf die Essteller, benutzt. Das
Fleischbrett besteht aus festem trockenen Holz. Hier wird Fleisch gehackt
oder geklopft, wofür man Messer verschiedener Größen und den Fleischhammer
benutzt. Letzterer wird besonders bei der Vorbereitung von Koteletts,
Kurzgebratenem und Hacksteaks eingesetzt.
Um Walnüsse, Sesam oder Knoblauch zu zerstoßen nimmt man für gewöhnlich
einen Mörser. Haselnüsse werden in einer Handmühle gemahlen. Auch hier haben
sich allerdings in den letzten Jahren elektrische Geräte wie Mixer und
andere Zerkleinerungsgeräte durchgesetzt.
Geschirr zum Anrichten der Speisen
Heutzutage haben Schüsseln und Platten aus Porzellan, Glas und rostfreiem
Stahl
das ehemalige Vorlegegeschirr aus verzinntem Kupfer verdrängt. Da viele
Gerichte der türkischen Küche mit viel Flüssigkeit zubereitet werden, ist
der Löffel das wichtigste Esswerkzeug. Messer und Gabel werden aber auch in
fast allen Haushalten verwendet. Auf dem Lande gibt es noch teilweise die
Tradition, dass alle Familienangehörigen aus einer Schüssel essen. Hierbei
werden die Mahlzeiten in große verzinnte Kupferschalen und –Schüsseln
umgefüllt die in die Mitte des Tisches gestellt werden, der wiederum auf
einem kurzen, zusammenklappbaren Fuß direkt auf der Erde steht. Vor jeder
Person, die im Schneidersitz rund um den Tisch sitzen, liegt jeweils ein
Essbesteck, bestehend aus Messer, Gabel und Löffel. Hiermit bedient sich
jeder aus dem “Sini”, der allgemeinen Anrichteschale, deren Ränder 30–40 cm
hoch sind. Man beginnt mit einer Suppe, der ein Fleischgericht, dann Gemüse,
Reis und eine Teigpastete folgen kann. Süßigkeiten bilden den Abschluss. Ein
Tuch aus handgewebtem Stoff wird rund um den Tisch gereicht und erfüllt die
Funktion einer Serviette. Händewaschen vor und nach dem Essen sind üblich.
In den städtischen Haushalten herrscht eine moderne Esskultur vor, bei der
jeder von seinem eigenen Teller isst.
Der Aufbewahrung von Lebensmitteln dienen Truhen und Kästen aus Holz, Krüge
aus versiegeltem Ton, Stoffsäcke, Einmachgläser, Flaschen, sowie
Plastikkanister und –dosen. Frisches sowie getrocknetes Obst und Gemüse wird
in verschiedenen großen Körben aus Rohr- Weiden- oder Strohgeflecht getragen
und gelagert. Große Metalltabletts werden oft anstelle einer Tischplatte
verwendet.
Die Küche
“Mutfak” ist der verbreitete Ausdruck für die Küche, die jedoch auch
“Ocaklık”, “Aşevi”, “Aşdamı” oder “Ocak” genannt wird. Manche Gerichte,
sowie Brot und Gebäck, die einer längeren Garzeit und größerer Hitzezufuhr
bedürfen als der normale Herd bieten kann, werden auch schon mal außerhalb
oder in einem besonderen Winkel der Küche zubereitet. Deshalb spricht man
dann nicht von der Küche als Zubereitung Ort, sondern z.B. vom “Tandır” usw.
Die türkische Küche ist nicht nur als Raum zum Essenkochen gedacht; manchmal
wird hier auch gegessen und geschlafen und der Prozess der
Essensvorbereitung sowie die Unterbringung der Kochgeräte beschränkt sich
auf nur einen Winkel des Raumes.
In einem städtischen Haushalt jedoch ist die Küche eine abgeschlossene
Einheit. Ist der Raum groß genug, nimmt die Familie zwar dort ihre
Mahlzeiten ein, kommt allerdings Besuch, oder ist die Familie zu groß, wird
der Tisch in einer dafür vorgesehen Ecke im Besuchersalon gedeckt. Trotz
dieser weit verbreiteten neuen Tisch- und Essordnung ist die traditionelle
Tafel, die in Bodennähe auf einem großen Tablett angerichtet wird, in vielen
städtischen Haushalten auch noch anzutreffen.
Mahlzeiten, die zu den bestimmten Tageszeiten eingenommen werden
Zur Zeit des Osmanischen Reiches wurde am
Tag zweimal gegessen. Einmal am späten Vormittag und einmal abends.
Heutzutage nehmen wir dreimal am Tag eine Mahlzeit zu uns, morgens, mittags
und abends. In vielen Regionen wird diesen drei Mahlzeiten noch eine vierte
hinzugefügt, die man kurz vor dem Zubettgehen, besonders an den langen
Winterabenden zu sich nimmt. Einen kleinen Zwischenimbiss am späten
Nachmittag zu sich zu nehmen ist, vor allem bei Nachbarschafts- oder
Freundesbesuchen, üblich.
Zutaten, die auf keinem türkischen Frühstückstisch fehlen sollten sind
Oliven, Käse, Brot, Marmelade und Eier. In der Regel trinkt man schwarzen
Tee dazu.
Welche Käsesorte man bevorzugt oder ob man noch “Sucuk”, eine scharfe,
fettige Wurst dazu isst, noch frische Tomaten, Gurken oder Paprika
aufschneidet, ist von Region zu Region verschieden.
In manchen dörflichen Gegenden ist es auch durchaus üblich zum Frühstück
eine Suppe zu essen. Milch, Honig und Weintraubensirup “Pekmez”, sind
ebenfalls Bestandteile eines ländlichen Frühstücks.
Zu Mittag gibt es Eintöpfe je nach Saison, Suppen und Salat. Zu dieser
Tageszeit ist es sehr selten, dass zeitraubende Gerichte, Fleischspeisen
oder Süßigkeiten aufgetischt werden.
Ein komplettes Menü, das aus Suppe, Hauptgericht, Salat und Süßspeise
besteht wird in der Regel erst abends zubereitet. Da die meisten
Familienmitglieder erst dann vom Feld oder der Arbeit heimkehren, um sich am
Esstisch einzufinden, fällt das Abendessen üppiger aus als alle anderen
Tagesmahlzeiten.
Der letzte Imbiss, der vor allem während der langen Winterabende noch gern
zu sich genommen wird, besteht aus Knabbereien; Nüssen, getrockneten
Früchten sowie frischem Obst. Während man früher gern ein Glas “Boza”, süßes
kaltes Getränk aus gegorenem Buchweizen oder Hirse oder “Tükenmez”, ein aus
verschiedenen Früchten gewonnener Obstsaft, trank, beschränkt man sich heute
hauptsächlich auf schwarzen Tee. Traditionelle Leckereien jedoch, wie z.B.
getrocknete Pflaumen, Äpfel und aus Weintraubensirup hergestellte
Süßigkeiten, werden immer noch gern gegessen.
Gerichte und Getränke, die zu besonderen Gelegenheiten gereicht werden
Manche Getränke und Gerichte werden nur
zu ganz bestimmten Tagen und Ereignissen angeboten und benötigen durch ihre
traditionelle Zubereitung einen größeren Zeit- und Arbeitsaufwand als
tägliche Speisen.
Diese besonderen Speisen werden in Gemeinschaftsarbeit hergestellt, die man
“Imece” nennt.
Verlobungen, Hochzeiten, Beschneidungsfeste, Beerdigungen, religiöse Feiern,
durch die Jahreszeit bedingte Festtage und der Ramadan Monat sind Anlässe
den normalen Speiseplan zu ändern. Die Tafel zeichnet sich nicht nur durch
die Präsentation anderer Gerichte aus, sondern auch durch eine Üppigkeit des
Angebotes, die nur auf die Besonderheit der bestimmten Tage zurückführt.
Zur Verdeutlichung haben wir drei Beispiele herausgegriffen, eine Geburt,
eine Hochzeit und eine Beerdigung.
Die Verwandten, Nachbarn und Bekannten der Wöchnerin bringen bei ihrem
Besuch neben verschiedenen Geschenken auch Milch, Joghurt, Eier, Suppe u. a.
Lebensmittel mit. Dem Besucher wird ein spezielles Getränk, “Loğusa
Şerbeti”, mit Rotgefärbtem Zucker hergestelltes Erfrischungsgetränk, Milch,
Süßspeisen oder Gebäck angeboten. Die Wöchnerin wird mit Milchprodukten,
Zwiebeln, Weizengrütze, Linsen, Zuckersirup, und Süßigkeiten ernährt, weil
man glaubt dass das die Funktion der Milchdrüsen anregen würde. Kichererbsen,
Bohnen und verschiedene Obstsorten werden jedoch als unverträglich gemieden,
auch kaltes Wasser zu trinken ist der Wöchnerin nicht gestattet.
Das traditionelle Hochzeitsessen ist ein Fleischgericht mit einem “Pilav” (gedünsteter
mit Butter verfeinerter Reis), einem Gemüsegericht, bzw. einem Bohnen oder
Kichererbseneintopf, sowie Kompott. Besonders beliebt sind Nudel- oder
Joghurtsuppen. “Keşkek”, wie man die mit Fleisch gekochte Weizengrütze nennt,
und Fleisch mit Reis ist in fast allen Regionen weit verbreitet. Zum
Nachtisch isst man gern “Irmik Helvası” (in Butter gebratener, mit süßer
Milch übergossener Grieß), “Zerde” (mit Safran zubereitete Süßspeise), süßen
Reis "Sütlaç" oder “Baklava” (süße Blätterteigpastete mit Nuss-, Pistazien
oder Mandelfüllung).
Bei einer Beerdigung gibt es außer dem “Pilaw” und den Gemüsegerichten auch
noch andere spezielle Speisen. Den Totengräbern wird eine besondere Mahlzeit
angeboten, die man “Kazma takırtısı” nennt. In verschiedenen Gebieten wird
im Trauerhaus drei bis sieben Tage kein Essen gekocht, sondern es wird von
Nachbarn und Bekannten gebracht. Am Tag der Beerdigung wird in der Regel
eine Mehlsüßspeise “Un Helvası” zubereitet und verteilt. Am 3., 7., 40. und
52. Tag nach der Beerdigung wird eine Gedächtnisfeier abgehalten, bei der
gebetet wird und auch wiederum bestimmte Speisen angeboten werden.
Vorbereitung und
Konservierung der Wintervorräte
Es gibt verschiedene Methoden in der
türkischen Küche, um Lebensmittel für den Winter über haltbar zu machen.
Gemüse und Obst, wie Paprika, Auberginen, Bohnen, Tomaten, Äpfel, Pflaumen
und Maulbeeren, werden zum Beispiel getrocknet und im Winter zu
Gemüsegerichten verarbeitet oder als Kompott gekocht.
Paprika und Tomaten werden außerdem auch zu einem Püree verarbeitet, das in
der Sonne eindickt und später als Tomaten- oder Paprikamark verwendet wird.
Viele Gemüsesorten werden auch mit Essig, Wasser, Salz und Zitrone, zu
“Turşu”, eingemacht, und neben vielen Wintergerichten, anstelle von Salat,
gereicht.
Die Herstellung von “Tarhana” ist von Region zu Region verschieden. In der
Regel wird ein Brei aus Yoghurt, Mehl und grobem Grieß, unter Zusatz von
Gewürzen und verschiedenen Gemüses, an der Sonne getrocknet. Die trockenen
Stücke werden bei der Herstellung der Tarhana- Suppe zerrieben und gekocht.
Diese Suppe ist eine beliebte und nahrhafte Wintersuppe.
Sauerkirschen, Erdbeeren und Aprikosen sind die beliebtesten Obstsorten, aus
denen Marmelade und Sirup hergestellt werden.
“Pekmez”, ein dicker eingekochter Sirup aus Weintrauben, Maulbeeren oder
Äpfeln, ist in den letzten Jahren ein eher seltenes Produkt geworden.
Trotzdem wird er mancherorts noch hergestellt und unter anderem auch unter
Zusatz von frischem Obst, wie Quitten, Birnen und Weintrauben, zu Marmelade
verarbeitet. Kocht man diesen sehr süßen Sirup mit Stärkemehl auf, verhärtet
er sich nach dem Abkühlen zu einer Art festen Gelees, der mit Nüssen gefüllt
zu verschiedenen Formen verarbeitet wird.
Auch Fleisch wird für den Winter haltbar gemacht, vor allem dort, wo noch
viel Wert auf die traditionelle türkische Küche gelegt wird. Gehacktes oder
in Würfel geschnittenes Fleisch mit Salz wird im eigenen Fett gebraten und
abgekühlt. Das Fleisch, das nun in einer Art Schmalz eingebettet ist, hält
sich kaltgestellt längere Zeit und wird bei der Zubereitung von
Wintergerichten benutzt. “Pastırma”, eine Art Schinkenfleisch, das mit einer
würzigen Paste aus Knoblauch und Paprikamark umhüllt ist, “Sucuk”, eine
scharfe an der Luft getrocknete Knoblauchwurst, stehen ebenso auf dem
Winterspeiseplan wie getrocknete oder geräucherte Fleisch- oder Fischstücke.
Neben diesen Altüberlieferten Methoden für das Haltbarmachen von
Lebensmitteln wird natürlich auch das Konservieren durch Einkochen oder
Einfrieren praktiziert.
Die osmanische Küche
Als die türkischen Stämme seinerzeit von Mittelasien in das
geschichtsträchtige Anatolien vordrangen, brachten sie nicht nur ihre eigene
Kultur von dort mit, sondern bereicherten die ohnehin schon vielfältig
vorhandene Kultur in Anatolien mit Erfahrungen und Dingen, die sie während
ihrer Völkerwanderung unterwegs gesammelt hatten. Dass dabei die Kochkultur
nicht unberücksichtigt blieb, liegt auf der Hand.
Das Leitwort “Speist die Hungrigen, kleidet die Nackten, richtet Zerstörtes
wieder auf und vergrößert das Volk” hatten sich die Stämme zur goldenen
Regel gemacht, als sie zu ihrer großen Wanderung aufbrachen.
Noch Jahre später, als sich die osmanische Kultur in Anatolien und Rumelien
schon längst etabliert hatte, waren die Einflüsse dieser frühen Periode noch
zu spüren und dass deren Koch- und Essgewohnheiten eine wichtige Komponente
in der osmanischen Kochkunst war, ist eine Tatsache.
Es hatte viele Anstöße gegeben, dieses reiche Kulturerbe in der neuen Heimat
zu entwickeln und die türkischen Stämme zu einer außerordentlichen
Kreativität anzuspornen. Das wichtigste war, dass das Land, in dem sie sich
niedergelassen hatten, von drei Seiten mit Meeren umgeben war, dem Schwarzen
Meer, dem Mittelmeer und dem Ägäischen Meer. Diese drei Meere mit ihrem
großen Fischreichtum und ihren fruchtbaren Klimazonen standen für die Türken
bereit.
Zwei Meeresengen, der Bosporus und die Dardanellen verbanden Anatolien und
Rumelien durch das Marmara Meer. Sowohl Anatolien als auch das Marmara
Gebiet zeichneten sich durch große Fruchtbarkeit aus, die es ermöglichten,
zu jeder Jahreszeit in irgendeiner Region je nach Klima irgendwelche Obst-
Gemüse- oder Getreidesorten anzubauen.
Aus diesem Grund sollte man die osmanische Kochkunst im Hinblick auf die
reiche Kulturgeschichte und die durch geographische und klimatische Lage
bedingte Vielfalt an landwirtschaftlichen Produkten, sowie ertragreichen
Meere und Seen hin untersuchen.
Diese günstigen Bedingungen haben die osmanische Küche zu einer der drei
vielfältigsten Küchen der Welt gemacht.
Diese Ess- und Kochkultur hat sich natürlich in unserem modernen Zeitalter
durch veränderte Lebensbedingungen weitgehend verändert. Die Möglichkeit
einer bleibenden, traditionellen Kochkultur wird von Tag zu Tag geringer,
denn heutzutage haben nur noch wenige Menschen das Vergnügen, mit ihrer
Familie gemeinsam die Mahlzeiten an einem gedeckten Tisch einzunehmen. Die
durch Berufstätigkeit bedingte veränderte Essgewohnheiten haben zur Folge,
dass die warmen Mahlzeiten langsam von Imbissen, wie belegten Broten und
Fast Food verdrängt werden. Einladungen gibt man lieber im Lokal als zu
Hause. Die moderne Medizin empfiehlt neuerdings leichte, vitaminreiche
Speisen, anstatt der traditionellen fettigen, reichhaltigen Gerichte und
Teigspeisen. Die Menschen haben Probleme mit ihrem Übergewicht und ziehen
größtenteils eine Diätküche vor.
Auf diese Weise hat sich eine neue Kochkultur entwickelt, die mit der alten
nur noch recht wenig gemein hat.
Untersucht man die traditionelle Küche jedoch genauer, so wird man
feststellen, dass auch sie viele Rezepte enthält, die den Menschen im
Hinblick auf die Gesundheit nicht schaden. Ebenso hielt man sich an einige
Regeln und Bestimmungen, die ebenfalls eine vernünftige Ernährung der
Menschen im Sinn hatte.
Wenn wir schon hier über die osmanische Küche sprechen, so soll gleich zu
Anfang ein Leitsatz aus der osmanischen Zeit gestellt werden, der angesichts
der reichhaltigen Gerichte, Getränke, Süßigkeiten und Gebäcksorten der
damaligen Zeit gar nicht so einfach einzuhalten war:
“Wer wenig isst, wird mächtig, wer viel isst, geht daran zugrunde.”
Also, mit Vorsicht genießen! Ähnliche Ermahnungen finden wir auch auf
Schrifttafeln, die von Kalligraphen meisterhaft auf Schrifttafeln gepinselt
wurden und ihren Platz an den Wänden der Esszimmer fanden:
“Wer wenig isst, kann jeden Tag essen,
wer viel isst, isst nur einen Tag.”
Und:
“Der Mund isst, aber das Gesicht schämt sich.”
Dass zuviel Essen der Gesundheit schadet, wird in folgendem Ausspruch
deutlich:
“Was hat er nicht alles gegessen dieser Zahn, was nicht alles.”
DER FAMILIENTISCH
Die osmanische Familie aß zweimal am Tag. Einmal am späten Vormittag und
abends. Der Mittelpunkt der Tischgesellschaft war immer der Vater. Die
Großeltern saßen rechts und links vom Vater, die Mutter mit den Kindern
zusammen, um ihnen beim Essen zu helfen. Ein Tuch wurde auf dem Boden
ausgebreitet, auf dem auf einem niedrigen Gestell eine Holzplatte
ausgerichtet wurde. Hier fand die große Essschüssel ihren Platz, um die
rings herum die Löffel gelegt wurden.
Von islamischen Propheten stammt diese wichtige Empfehlung:
“Nehmt eure Mahlzeiten gemeinsam mit der Familie ein, denn diese Mahlzeiten
haben Gottes Segen.”
In der Regel hielt man sich an diesen Leitsatz. Kissen wurden leicht schräg
rings um die Tischplatte gelegt und der Wasserkrug auf die Tischdecke auf
der Erde gestellt.
Der erste Gang bestand in der Regel aus einer Suppe, die in einer großen
Schüssel aufgetragen wurde.
Der Vater begann, nach einem kurzen Tischgebet, zu essen. Beim Essen zu
sprechen war nicht üblich. Auch lautes Lachen wurde vermieden. Schmeckte
irgendjemandem die Mahlzeit nicht, so brachte er das nicht zum Ausdruck.
Schmatzen gehörte sich nicht und die Brotbrocken wurden nicht abgebissen,
sondern abgebrochen.
Wer ein langes Gesicht zog, wurde in gemäßigtem Ton ermahnt. Wollte einer an
der Tischgesellschaft Wasser trinken, so wurde sein Glas von einem der
Kinder gefüllt. Während er trank, hörten alle anderen auf zu essen und
warteten, bis derjenige sein Glas wieder abgesetzt hatte. Auf diese Art und
Weise war gewährt, dass jeder anteilmäßig die gleiche Menge Essen zu sich
nehmen konnte.
Das Essen wurde mit dem Löffel aus dem gemeinsamen Topf auf der Mitte des
Tisches gegessen. Messer und Gabel wurden nicht benutzt. Nach den
politischen Reformen 1839, “Tanzimat”, jedoch änderte sich diese Gewohnheit
und ab da hatte jeder einen eigenen Teller vor sich und man benutzte neben
dem Löffel auch Messer und Gabel.
Nach der Suppe gab es für gewöhnlich eines der zahleichen Fleischgerichte
mit einer Reisbeilage. Den dritten Gang bildete eine kaltes Essen oder eine
Pastete. Zum Abschluss wurde eine Süßspeise oder eine Obstschale aufgetischt.
Nachdem der Vater das Dankesgebet gesprochen hatte, nahmen alle eine Prise
Salz aus dem Salzbehälter, streuten sie sich in den Mund und bedankten sich
mit einer feststehenden Redensart, wie “Deine Hände seien gesegnet” oder “Es
hat sehr gut geschmeckt” bei der Person, meistens der Mutter, die das Essen
gekocht hatte. Danach begab sich die älteste Tochter in die Küche, um für
alle Anwesenden türkischen Kaffee zu kochen. Während die Großeltern sitzen
bleiben durften, standen alle anderen auf und trugen der Reihe nach das
Essgeschirr in die Küche. Auf keinen Fall durften Brotkrumen auf der Erde
liegen bleiben.
DIE GÄSTETAFEL
Bei Einladungen von Verwandten, Freunden und Nachbarn wichen die Tischsitten
etwas von den alltäglichen ab. Bei diesen Festmahlen wurde in der Regel der
Tisch für Frauen und Männer getrennt, jedoch im gleichen Raum gedeckt. Eine
andere Möglichkeit war eine Tafel nur für Frauen, die jedoch tagsüber wenn
die Männer bei der Arbeit waren, stattfand. Ein Essen ausschließlich für
Männer konnte nur abends nach der Heimkehr der Männer organisiert werden.
Die Einladung zu solch einem Gastmahl wurde auch mit einer festen
Redewendung ausgesprochen: “Am Abend wollen wir bei uns essen, was uns Gott
gegeben hat.”
Die Eingeladenen brachten den Gastgebern ein Gastgeschenk oder den Kindern
des Hauses eine Kleinigkeit mit. Bei Männerabenden gab es diese Sitte jedoch
nicht. Eine der eingeladenen Frauen übergab der Dame des Hauses das Geschenk
mit der Redensart: “Eigentlich sind Sie eines besseren Geschenkes würdig”,
womit sie die Unwichtigkeit und Bedeutungslosigkeit ihrer Gabe bescheiden
hervorstach. Die Hausfrau antwortete und bedankte sich ebenfalls mit einer
Floskel: “Wie viel Mühe Sie sich gegeben haben, das war doch nicht nötig.”
Lange Zeit war es auch Sitte, dass man den Gästen, bevor man sich zum Essen
niederließ, einen Löffel Honig oder Konfitüre anbot. Dieses Angebot wurde
von den Worten “Essen und sprechen wir süß” begleitet, was den Wunsch nach
einer gelungenen streitfreien Unterhaltung an diesem Abend aussprach.
Gäste, die ohne Voranmeldung zur Essenszeit erschienen, wurden als von Gott
geschickt betrachtet und mit der Frage “Habt ihr schon gegessen?” oder “Seid
ihr hungrig?” empfangen. Selbst wenn der Besuch sehr Ungelegen war, ließ
sich das die Hausfrau auf keinen Fall anmerken und bat den Gast
nachdrücklich zu Tisch mit den Worten: ”Der Gast isst nicht was er erhofft,
sondern das was er vorgesetzt bekommt.” Während des Essens wurde dem Gast
mehrfach, aus Sorge dass er nicht satt werden würde, von den Beilagen wie
Salat oder Käse angeboten. Wenn dieser mehrfach aus Höflichkeit mit den
Worten “Ich bin satt, ich möchte nicht” abgelehnt hatte, wurde ihm mit
Nachdruck und folgenden Worten das Zugreifen nahe gelegt:
“Gäste sind die Lieblinge der Hausfrau. Macht mich nicht traurig, greift zu.”
Daraufhin blieb den Gästen nichts anderes übrig, als sich von den vor sie
hingeschobenen Speisen zu bedienen.
Gleichgültig, ob die Gäste nun geladen oder nicht geladen waren, trank einer
von ihnen bei Tisch ein Glas Wasser, bedankte er sich lächelnd bei dem
Einschenkenden mit den Worten: ” Mögest du wie das Wasser kostbar und teuer
sein”. Hatte eines der Kinder sein Glas gefüllt sagte er : “Sei gesegnet
mein Sohn” oder “Sei gesegnet mein Mädchen.”
Die Speisenfolge begann auch bei den Mahlzeiten mit Gästen mit einer Suppe,
der sich je nach Wohlstand und Region der Gastgeber ein bestimmtes
Fleischgericht anschloss. Pilaw, kalte Speisen und Pasteten wurden im
nächsten Gang angeboten. Verschiedene Süßigkeiten standen nach dem Essen zur
Auswahl.
Das älteste Mitglied der Tischgesellschaft bedankte sich nun mit einem
kleinen Gebet und hob anschließend mit folgenden traditionellen Worten die
Tafel auf:
“Zuteil werde deiner Tafel Ehre,
gegen Unglück und Pech dieses Haus sich wehre
und die Gastgeber glücklich und zufrieden seien.”
Häufig benutzte Floskeln, Betreff der Gastfreundlichkeit in der damaligen
Zeit, waren auch:
"Gäste sind ein Zeichen für den Wohlstand des Hauses."
"Bleibt gesund, solange ihr lebt."
"Du brauchst einen Türken nur zu grüßen, um dir um dein Essen keine Sorgen
mehr machen zu müssen."
"Käse und Brot sind schon ein Essen."
"Denk nicht an das, was du selbst essen willst, sondern an das, was du
abgeben kannst."
TISCHGEWOHNHEITEN BEI GEMEINSCHAFTSESSEN
Die Form von Gemeinschaftsessen finden wir in vielen Lebensbereichen, wie
z.B. beim Militär, in den großen und kleineren Derwischklöstern, Schulen,
Karawansereien und Herbergen. Die Unkosten für diese Gemeinschaftsessen
wurden in der Regel von Stiftungen bestritten.
Zur Essenszeit begab sich ein Beauftragter in den Hof des Gebäudes, um mit
lauter Stimmer “ Huuuuu, kommt zu Tisch” zu rufen. Auf diese Aufforderung
hin ließ jeder in dem Gebäude sofort seine Arbeit liegen, wusch sich die
Hände und eilte um niemanden warten zu lassen in den Speisesaal. Jeder
kannte seinen Platz in der Tischordnung und ließ sich dementsprechend nieder,
bedeckte seine Knie mit dem langen gemeinschaftlichen, handgewebten Tuch,
welches die Funktion einer Serviette erfüllte und wartete auf den Ältesten
der das Tischgebet sprechen würde. Daraufhin tauchten alle fast gleichzeitig
ihre Löffel in die gemeinsame Suppenschüssel und die Tafel war hiermit
eröffnet.
Auch hier galten die gleichen Anstandsregeln wie bei einer Familientafel:
Sprechen, Lachen, Naserümpfen über das Essen, Brot abzubeißen anstatt es
zu brechen und sich des Essensanteiles eines anderen zu bedienen, war
verpönt.
Nach dem Essen sprach der Älteste oder ein von ihm ausgewählter Vertreter
das Dankgebet, woraufhin sich alle Anwesenden etwas Salz in den Mund
streuten.
Diese Gemeinschaftsessen fanden nur unter Männern statt und Frauen durften
nicht daran teilnehmen.
DIE ARMENKÜCHEN
Ein anderer Ort für Gemeinschaftsessen waren die so genannten Armenküchen,
die von den Osmanen für die Speisung Bedürftiger eingerichtet worden waren.
Die Idee dieser Armenküchen entsprang den islamischen Vorschriften für die
Abgabe der jährlichen vorgeschriebnen Almosen und der Spende, die in den
letzten Tagen des Ramadan fällig war. Das Essen in den Armenküchen war
umsonst und die Kosten wurden von Stiftungen, die verschiedene reiche Bürger
ins Leben gerufen hatten, getragen. Allein in Istanbul wurden auf diese Art
und Weise 4–5 Tausend Menschen verköstigt. An Fest- und Feiertagen waren es
sogar noch mehr. Diejenigen, die solch eine Armenküche ins Leben gerufen
hatten, waren dazu verpflichtet, ihren ganzen Grundbesitz dieser Einrichtung
zu vermachen. Auf diese Art und Weise hatte man einen Fortbestand der
Volksküchen garantiert. Das spezielle Kleiebrot, das hier ausgegeben wurde,
hatte auch einen besonderen Namen und man nannte es “Fodla”.
DIE ZEREMONIE DES KAFFEETRINKENS
Gleichgültig, welches Essen man vorher zu sich genommen hatte, der türkische
Kaffee war immer der Schlusspunkt nach der Menüfolge. Auch im täglichen
Leben hatte er seinen festen Platz. Besonders zur damaligen Zeit gab es rund
um den Kaffee zahlreiche Bonmots, Redewendungen und Zeremonien. Es gab
Kaffeesüchtige, eine spezielle Kochgelegenheit für Kaffee, Zukunftslesen aus
dem Kaffeesatz, Kaffeetassen und nicht zu vergessen den Spruch, der besagt,
dass eine Tasse Kaffee bis zu vierzig Jahren Wohlbefinden auslösen kann.
Türkischer Kaffee konnte auf vier verschiedene Arten genossen werden: als
einfacher ungesüßter, sehr süßer, mittelsüßer und wenig gesüßter Kaffee.
Der türkische Kaffee wurde zu verschiedenen Tageszeiten zu sich genommen,
die ihm dann auch den Namen gaben. Zum Beispiel trank man den Morgenkaffee
entweder direkt nach dem Aufstehen oder kurz vor dem Mittagessen. Diese Art
von Morgenkaffee konnte man auch mit Milch trinken. Außerdem gab es noch den
Genießerkaffee der getrunken wurde wenn man müde war, den Klatsch- und
Tratsch Kaffee den man am liebsten mit jemandem Vertrauten einnahm den
Wahrsagekaffee den man nur trank um aus dem herausgelaufenen Kaffeesatz der
umgedrehten Tasse die Zukunft zu lesen, den Pausenkaffee und den
Verdauungskaffee nach dem Essen.
Es war üblich, einen Gast mit folgenden Worten einzuladen: “Komm zu uns, du
kannst wenigstens einen bitteren Kaffee mit uns trinken.” Kamen Raucher und
Kaffeetrinker zusammen, so pflegte man zu sagen:
“Die perfekte Ergänzung zum Kaffeegenuss ist der Tabak.”
Natürlich gab es auch Teeanhänger, die ein Glas Tee nach dem Essen dem
Kaffee vorzogen. Diese hielten es mit einer anderen Redewendung: “Ein weiser
Mann erfand den Tee, trinkt abends einen und morgens zwei.
DAS BROT UND ANDERES
Das Brot wurde früher von den Hausfrauen persönlich in eigenen Backöfen
hergestellt. Meistens kamen an bestimmten Tagen alle Nachbarsfrauen zusammen,
um sich gegenseitig beim Brotbacken zu helfen.
In der türkischen Küche war ein gedeckter Tisch auf dem Brot fehlte; einfach
undenkbar.
Zum Brotbacken wurde Weizen-, Roggen-, Maismehl und Kleie verwendet, die
Formen des fertigen Brotes konnten Laibe, Fladen, kleine runde Scheiben und
hauchdünn ausgerollte und gebackene Teiglappen sein. In der
Schwarzmeerregion wurde ein Maisbrot hergestellt, das man “Türkçe” nannte,
speziell in Istanbul waren die Brotlaibe lang und dünn. Natürlich hatte sich
auch Form und Geschmack des Brotes mit der Zeit gewandelt und manche
Brotarten konnte man nicht zu jeder Zeit bekommen. Zum Beispiel ist die
Herstellung von Fladenbrot, dem so genannten “Pide Ekmek” dem Ramadan Monat
vorbehalten.
Nachdem das Osmanische Reich unter westlichem Einfluss einige Dinge
veränderte, begann man auch, die bisher eigene Brotproduktion in die Stadt,
in allgemeine Bäckereien zu verlegen. Dieses fertig gekaufte Brot wurde
lange Zeit von den Hausfrauen gemieden. Es galt sogar als Makel für eine
Familie, wenn man diese fertige Brot aus der Stadt aß. Teilweise machte man
sich sogar lustig über sie.
Verächtlich reimten die stolzen Hausfrauen:
Aus dem Heuschober wurde ein Palast,
Auch die Hausfrau hat keine Last
Oder:
Das Brot ging in die Stadt,
Alle blieben hungrig, was man ihm übel genommen hat
Aber in Wirklichkeit war es natürlich so, dass niemand dem Brot etwas übel
nahm und schon gar nicht beleidigt war. Denn das Brot war ein
unverzichtbarer Bestandteil der türkischen Speisetafel und ist es mit seiner
Schmackhaftigkeit bis zum heutigen Tage geblieben.
Und so stellen wir auch heute noch das aufgeschnittene Brot auf den Tisch.
OSMANISCHE GERICHTE
Bis z. Z. Sultan Murat II, dem Vater von Sultan Fatih, konnte man die
Volksküche, sowie auch die Küche in den Palästen eher schlicht nennen. Mit
Regierungsantritt von Sultan Murat jedoch begann die noch heute bekannte
Vielfalt in der osmanischen Kochkunst.
Ein osmanisches Menü begann gleich mit der Krönung jeder osmanischen Tafel:
der Suppe. Dieses verträgliche Gericht wurde auf der Basis von Fleisch- ,
Fisch-, Hühnerbrühe oder Joghurt hergestellt. Zutaten waren außerdem Reis,
Weizengrütze, Tarhana Pulver (zermahlenden Fladen getrockneten Joghurt-Hirse-Breis),
getrocknete und frische Gemüse und Kräuter, sowie Gemüseknollen- und Wurzeln.
Diese Suppen hatten die Funktion, den Magen auf die später folgenden Speisen
vorzubereiten und die Verdauung zu erleichtern.
Hochzeitssuppe, Joghurt Suppe, Tarhana- und Almsuppe waren die beliebtesten
Suppen, die vor allem bei der Mahlzeit am späten Vormittag gern gereicht
wurden.
Wenn wir davon ausgehen dass das Brot und die Suppen Hauptbestandteil der
osmanischen Speisetafel waren, kann natürlich vorausgesetzt werden dass
sowohl Brot als auch Suppen außerordentlich schmackhaft zu sein hatten.
Fängt man an, über Suppen zu schreiben, so würde das Bände füllen, denn
schon die Anzahl der Suppennamen, die eine einfache fleißige osmanische
Hausfrau aufzuzählen wusste, überschritt schon eine Anzahl von hundert.
Die Suppe hatte so einen hohen Stellenwert in der osmanischen Esskultur,
dass Mütter und Großmütter junger Mädchen in Sorge waren, dass das
heiratsfähige Mädchen keine “ordentliche Suppe” kochen konnte und aus diesem
Grunde keinen Mann mitbekam. Diesen unbegabten Mädchen gab man folgende
Zeilen zur Beherzigung:
Was fängt ein hirnloser Kopf an mit Worten,
und eine fade Suppe mit Salz?
Und was fängt man mit einem sitzen gebliebenen Mädchen an?
FLEISCHGERICHTE
Grundlage für Fleischgerichte war Schafs-, Lamm-, Rind- und Hühnerfleisch.
Stalltiere und erlegtes Jagdwild waren gleichermaßen beliebt. Unter der
Zugabe von Paprika- und Tomatenpüree sowie Knoblauch oder Zwiebeln wurde das
Fleisch langsam unter geringer Wärmezufuhr gegart. Natürlich konnte es auch
im Backofen oder auf dem Grill zubereitet werden. Die Beilagen unterschieden
sich je nach Region. Es konnten Salate mit klein gehackten Gemüses und
Kräutern sein, “Tarator” eine Würzsoße aus zerstoßenen Brotkrumen oder
Nüssen, Knoblauch, Essig und Öl, “Turşu” in Essig eingemachtem Gemüse,
frische grüne Salate oder einfach Joghurt. Auberginensalat, Fleischspieße
oder Döner Kebab kamen unbedingt mit frischen oder gegrillten Tomaten und
Paprikaschoten auf den Tisch.
Im “Tandır” in der Erde eingelassener Backofen, im Tontopf, im Backofen, im
Tonkrug , in der Backgrube oder auf dem Grill zubereitetem Fleisch, waren zu
den verschiedenen Pilaw Gerichten übliche Beigaben, die entweder mit dem
Fleisch oder nach dem Fleisch angeboten wurden.
Auch Geflügel wie Huhn, Pute, Gans und Ente hatten einen wichtigen Platz auf
der osmanischen Tafel. Vor allem Gästen setzte man gern das Huhn auf
tscherkessische Art oder einen gefüllten Truthahn vor.
Jede der drei Meeresregionen hatte ihre besonders bevorzugten Fische und
Fischgerichte. Besonders zu erwähnen sind der Blaubarsch, der Bonito, die
Streifenbarbe, der Zwergbutt, die Scholle, die Bastardmakrele und die
Schnauzenbrasse aus dem Marmarameer, der Steinbutt und die Sardelle aus dem
Schwarzmeer und die Goldbrasse aus der Ägäis. Die zahlreichsten Angebote an
Fischgerichten liefert bei dieser Auswahl die Sardelle aus dem Schwarzmeer.
Neben den vielfältigen Fleischgerichten bieten auch die Speisen, deren
Grundlage Fisch ist, eine breite Palette an Zubereitungsarten. Sie werden
gebraten, gegrillt, zu Suppe verarbeitet, gedämpft, gepökelt, getrocknet und
gebacken. Die meisten der damaligen Herrscher und der Padişah waren
ausgesprochene Fischliebhaber.
Kebab, womit man alles bezeichnete, was auf dem Holzfeuer gegrillt wurde,
bestand meistens aus Fleisch oder Hackfleisch und verbreitete sich rasch von
seinen Ursprungsorten Maraş, Adana und Urfa im ganzen Land. Neue und
originelle Gerichte wie Auberginenpüree mit Fleisch, in Olivenöl gekochte
Auberginen, in Öl, Wein, Zwiebeln und Essig geschmorte Muscheln und in
Eierteig ausgebratene Bouletten nahmen ihren Platz mit mitunter recht
phantasievollen Namen auf den Speisekarten und Esstischen ein. Rezepte
ausgewählter Gerichte aus den regionalen Küchen machten im ganzen Land die
Runde und die Gemeinde, derer die glaubten dass wer süß sprechen will auch
viel Süßes essen muss, wurde immer größer.
Erwähnte Gerichte sind nur ein kleiner Ausschnitt aus der breiten Palette
von neuen Speisen.
Natürlich überwog in den Küstenstädten die Fischverarbeitung der der
regionalen Küche. Aber auch Süßwasserfische wurden nicht verachtet. Ob
gegrillt, gebraten, eingepökelt oder getrocknet; Fische waren überall
beliebt und reichlich vorhanden. Krabben und Muscheln liebte man überbacken,
als Salat und mit Reis zu einem besonderen “Pilav” gekocht.
Der absolute Spitzenreiter unter den Fischen waren jedoch die “Hamsi”,
Sardellen aus dem Schwarzmeer. Sie wurden in jeder Form konsumiert, ob
gebacken, gebraten, gegrillt, als Suppe, als Eintopf, gedämpft, eingepökelt,
getrocknet und geräuchert.
PILAW
Ein “Pilaw” wurde nicht nur aus Reis, sondern auch aus Weizengrütze oder
Kuskus (winzige kugelförmige Nudeln) zubereitet und diente als Beilage zu
Fleischgerichten und verschiedenen Gemüseeintöpfen. Während der einfache
Pilaw nur mit Butter, Salz und Fleischbrühe gekocht wurde, gab es auch
Abwandlungen mit Zusätzen wie Tomaten, Mandeln, Pinienkerne, Korinthen,
Erbsen, Auberginen oder kleine Hühnerstückchen.
Diese neuen Gerichte entstanden in der osmanischen Küche, hauptsächlich in
den Großküchen der Paläste. Der Pilaw aus Reis wurde je nach Beschaffenheit
der verwendeten Reissorten gekocht. Bei Hochzeiten wurde er mit Safran und
Zucker als Süßspeise aufgetischt.
Der Pilaw war nicht nur in der osmanischen Küche einer der Grundpfeiler,
sondern diente bei allen türkischen Stämmen als Leibgericht.
Die geschickten osmanischen Hausfrauen konnten den Reis- Pilaw auf
mindestens 27 verschieden Arten zubereiten: mit “Bamia” Okra, “Beyin”
Hirn, “Bezelye” Erbsen, Tomaten, “Patlıcan” Auberginen, Suppennudeln,
Huhnstückchen oder nur mit Butter. Es wäre nicht genug Platz da, um alle
Varianten aufzuzählen.
GEMÜSE
Gemüse konnte sowohl mit Fleisch als auch als kalte Speise mit Olivenöl
zubereitet werden. Auch hier gibt es wieder eine unüberschaubare Anzahl an
verschiedenartigen Rezepten.
Bohnen waren in der Beliebtheitsskala der absolute Spitzenreiter, dem die
Auberginen folgten, aus denen man immerhin 40 verschiedene Gerichte
herstellen konnte. Auch Tomaten, Paprikaschoten, Weißkohl, Kartoffeln, dicke
Bohnen, Zucchinin, Malvenblätter, Artischocken, Karotten, Spinat, Blumenkohl,
Sellerie, Spargel, Portulak, Erdäpfel, Porree und noch viele andere
Gemüsesorten wurden zu den verschiedensten Gerichten verarbeitet.
Getrocknet wurden vor allem folgende Gemüsearten: Dicke Bohnen, Okraschoten,
rote Bohnen, weiße Bohnen, Linsen, Kichererbsen und grüne Erbsen.
In der Menüfolge wurden die heißen Fleisch- oder Fischgerichte immer vor den
kalten Gemüsespeisen aufgetischt. Während man das heiße Hauptgericht aß,
warteten die kalten in Olivenöl gekochten Gemüsespeisen in einem
Speiseschrank, der mit einer Fliegendrahttür verschlossen war.
TEIGSPEISEN
Ein ganz besonders ergiebiges Thema sind auch die Teigspeisen, die man in
zwei Gruppen aufteilen kann, die Pasteten und die Süßspeisen. Die Pasteten
waren fast schon ein Hauptgericht. Sie kamen heiß aus der Pfanne oder dem
Backofen und waren mit Hackfleisch, Gemüse oder Käse gefüllt. Besonders
während des Fastenmonats Ramadan hatten die Pasteten ihren festen Platz auf
der Speisetafel.
Der Teig dafür wurde von Hand zubereitet, indem man den Mehlteig mit einem
Rundholz hauchdünn ausrollte. Hatte der Haushalt keinen eigenen Backofen,
wurden die zugedeckten Bleche mit den rohen Pasteten zu den Bäckereien in
der Stadt geschickt. Man nannte sie ihrer Art entsprechend “Tepsi börek".
Eine besondere Spezialität waren die Pfannenpasteten "Tepsi börek", von
denen das “Zigarren börek” am beliebtesten war. Die Teigstückchen wurden mit
geriebenem Käse gefüllt, wie eine Zigarre gerollt und in heißem, schwimmend
Fett goldgelb gebacken und waren bei den Männern als Knabberei zum Rakı sehr
begehrt.
Mit Käse, Spinat oder gehacktem Fleisch gefüllt konnte dieser "Börek" als
Hauptgericht auch durchaus satt machen. Am liebsten trank man "Ayran" dazu.
Aber auch Kompott "Komposto" oder ein mit Wasser verlängerter Obstsaft
"Meyve suyu " passten gut dazu, und wurden vor allem während der Fastenzeit
zum letzten Imbiss vor Sonnenaufgang gereicht.
OSMANISCHE SÜSSSPEISEN
Es gab drei verschiedene Arten von Süßspeisen in der osmanischen Küche:
Die süßen Gebäckarten, die Milchspeisen und das Naschwerk, das aus frischen
und getrockneten Früchten bestand.
“Baklava” war eine besondere Köstlichkeit bei den süßen Mehlspeisen. Sie
bestand aus mehreren hauchdünn ausgerollten Teigblättern, Butter, Zucker und
Honig. Gefüllt waren sie mit gehackten Nüssen, Pistazien, Walnüssen und
dickem Rahm. Alle Baklava- Sorten wurden im Backofen gebacken. Die Hausfrau
vom Schwarzmeer bot zu Fest- und Feiertagen ihren Gästen anstatt Bonbons
"Baklava" an mit den Worten:
“Greifen Sie zu, aus 60 dünnen Teigblättern habe ich dieses Gebäck gemacht.”
Besonders geschickte Köchinnen brachten es sogar auf 70 oder 80 dünne
Teigblätter.
Bei den Milchspeisen wäre zuerst der Pudding aus Reismehl zu erwähnen
“Muhallebi”, dann der dicke Reispudding “Sütlaç”, der Pudding mit
karamellisierter Unterseite “Kazandibi” und eine Art von Pudding, der mit
zerkochten Fasern einer Hühnerbrust angereichert wurde “Tavukgöğsü”. Der
“Keşkül”- Pudding zeichnete sich durch die dicke Schicht von klein gehackten
Pistazien oder Kokosnüssen aus, mit denen er bestreut wurde.
“Keşkül” wurde bei Einladungen oder Festessen am liebsten angeboten. Die
Herstellung von “Kazandibi” oder “Tavukgöğsü” war den professionellen Köchen
in der Stadt vorbehalten. “Güllaç” jedoch war die traditionelle Süßspeise
auf einer Ramadantafel. Die Zutaten, wie dünne Blätter aus Reisstärke,
konnte man in der Stadt kaufen und die Hausfrau übergoss sie dann mit süßer
Rosenwasser aromatisierter Milch. Das fertige Gericht kam lauwarm auf den
Tisch und wurde mit einem Schlag Rahm verfeinert.
Vergessen wir nicht, “Aşure” zu erwähnen. Diese Süßspeise war nicht nur zur
Zeit des Osmanischen Reiches beliebt und verbreitet, sondern sie war
gleichzeitig Bestandteil einer besonderen Sitte. Sie wurde in der Regel im
ersten Monat des islamischen Mondjahres, zwischen dem zehnten und
zwanzigsten Tag, zubereitet.
Das Datum soll angeblich mit den Ereignissen in Kerbela zusammenhängen.
Andere wiederum behaupten, dass Noah allen Mitbewohnern der Arche an dem Tag
als die Flut vorüber war ein besonderes Essen zubereiten wollte und zu
diesem Zweck alle Vorräte die noch an Bord waren zusammengetragen hatte und
daraus ein Gericht, “Aşure”, kochte. Es sollen insgesamt 40 Zutaten gewesen
sein, die Noah zusammenbekommen hatte. Im Angedenken an dieses Ereignis
wurden deshalb in alten Zeiten die gleichen 40 Zutaten unter besonderen
Gebeten in einen großen Kessel gegeben und wiederum unter Zitieren
bestimmter Psalmen und Gebete unter ständigem Rühren gekocht.
Danach wurde ein Teil der sämigen Süßspeise in große Krüge gefüllt, die in
jedem osmanischen Haushalt vorhanden waren und an die Nachbarn verteilt.
Es gibt auch noch eine andere Legende um diese berühmte Süßspeise: Am
zehnten Tag des ersten Monats, des islamischen Mondjahres, sollen sich
angeblich Adam und Eva kennen gelernt haben und schon damals zur Feier des
Tages dieses Gericht gekocht haben.
Eine andere Legende ist, dass Gott Adam und Eva eines Tages ihre Schuld
verziehen hatte, nachdem er sie vorher aus dem Paradies vertrieben hatte,
weil sie von den verbotenen Früchten gegessen hatten. Aus Freude über diese
Großmut Gottes wurde das erste Mal “Aşure” gekocht.
Wie dem auch sei, die Türken lieben diese sehr mühsam herzustellende
Süßspeise immer noch, ungeachtet dessen aus welchem Grund und von wem sie
zuerst zubereitet wurde.
SÜSSSPEISEN AUS IN BUTTER GEBRATENEM MEHL ODER GRIESS
Für diese traditionelle Süßspeise braucht man Mehl oder Grieß als Grundlage.
Von diesen beiden Zutaten wird Butter gebraten und mit süßer Milch
aufgegossen, sodass eine Art heißer Brei entsteht.
Bei Gebeten zu Geburten, Beerdigungen, Verabschiedung der jungen Soldaten
zum Dienst an der Waffe, zur Begrüßung der Gläubigen bei ihrer Rückkehr von
einer Pilgerreise, für Kinder zum Schulbeginn, beim Neuerwerb eines Hauses,
anlässlich der Schulentlassung, zur Regenerbittung, bei der Abstillung des
Kalbes von der Muttermilch und beim Aufblühen der ersten Krokusse wurde in
einem osmanischen Haushalt unbedingt ein Helva gerührt und an Nachbarn und
Freunde verteilt.
BESONDERE SPEISEN UND TISCHSITTEN IM RAMADAN MONAT
Der Ramadanmonat wird unter den Türken als Königin aller Monate bezeichnet.
Der neunte Monat im islamischen Mondjahr ist der Fastenmonat und geht mit
vielen verschiedenen Sitten und Traditionen einher. Hier möchten wir nur von
einer Tradition berichten, und das ist die Tradition der speziellen
Tischkultur während des Ramadan.
Während der Fastenzeit wurde zweimal ein Tisch hergerichtet; Einmal zum
Fastenbrechen "Iftar" und einmal zum letzten Imbiss vor Sonnenaufgang
“Sahur”.
"Iftar" geschah jeden Tag zu einer bestimmten Zeit und die Tafel hatte bis
dahin gedeckt zu sein. In der Regel wurden alle Gläubigen durch einen
abgefeuerten Kanonenschuss über den Zeitpunkt des "Iftar" informiert.
Die so zum "Iftar" aufgerufenen Gläubigen setzten sich gemäß der
vorherrschenden Tischsitten an den Tisch und begannen zu essen. In der Regel
nahm man nach einem ganzen Tag ohne Nahrungsaufnahme zunächst nur einen
Schluck Wasser zu sich, oder steckte sich eine Olive in den Mund.
Die Speisenfolge könnte man in zwei Gruppen aufteilen: Zu Anfang
wurden die Speisen zum "Iftar" aufgetischt, danach brachte man das warme
Essen herein.
Um nicht gleich mit einem unkontrollierten Hungergefühl über das Essen
herzufallen, begnügte man sich zunächst mit kleinen Imbissen um den Magen
wieder ans Essen zu gewöhnen. In kleinen Tellern und Schüsseln wurden
Konfitüren, Käse, Oliven und andere Kleinigkeiten angeboten, von denen jeder
Häppchen für Häppchen etwas zu sich nahm. Dazu wurde frisch aus dem Backofen
gekommenes heißes Fladenbrot gereicht.
Sobald jeder seinen ersten Hunger gestillt hatte, wurde die Tafel
vorübergehend aufgehoben, denn nun war es Zeit für die rituellen Abendgebete.
Danach setzte man sich wieder nieder um nun den zweiten Teil der Mahlzeit zu
sich zu nehmen. Nach der traditionellen Suppe gab es oft Eier mit gebratenem
Räucherfleisch (Pastırma) und Zwiebeln. Diese Art von Zubereitung war
typisch für die Ramadanzeit.
Dieses sehr teure Essen wurde als Zwischengang in den Palästen jeden Abend
aufgetischt, in den Haushalten des Volkes wohl eher von Zeit zu Zeit.
Dann war die Reihe an den Fleischgerichten und wie bei einem normalen
Abendessen nahm nun die Speisenfolge ihren Verlauf, bis dass man beim
Nachtisch angelangt war, der meistens aus dem traditionellen “Güllaç”
bestand.
Türkische Vegetarische Küche
TÜRKISCHE GEMÜSEGERICHTE
Die meisten Menschen denken im Zusammenhang mit der türkischen Küche weniger an wohlschmeckende Gemüsegerichte als an knusprigen Lammbraten vom Grill, oder "Siş Kebap" (auf Holzkohle gegrillte Fleischspieße). Diese Metallspieße sind das beliebteste Souvenier auf den Istanbuler Märkten, mit dem die Touristen in ihre Heimat zurückkehren.
Dabei sind auch Gemüsegerichte in der Türkei sehr beliebt. Es ist bekannt, dass man in der türkischen Küche vorwiegend mit verschiedenen Kräutern würzt, was den diversen Speisen zu einem besonderen Wohlgeschmack verhilft.
Nehmen wir zum Beispiel “Dolma”, was übersetzt in etwa “Gestopftes” oder “Gefülltes” heißt und eine der wunderbarsten Synthesen zwischen Fleisch- und Gemüsegericht ist. Fast jedes Gemüse eignet sich dazu gefüllt zu werden. Zu diesem Zweck werden zunächst die Tomaten, Zucchinis, Auberginen, Artischocken oder Sellerieknollen ausgehöhlt, oder Weinblätter, Kohlblätter, Mangoldblätter usw. etwas abgekocht. Das so vorbereitete Gemüse wird nun mit einer vorbereiteten Mischung aus Gehacktem, Reis, kleingewürfelten Zwiebeln und verschiedenen geschmacksverbessernden Kräutern gefüllt, bzw. die Füllung wird in den Blättern eingewickelt und dann gekocht. Sehr beliebt sind auch fleischlose Dolmas, die nur mit Reis, Zwiebeln, Kräutern, schwarzem Pfeffer und Zimt, Korinthen und Pinienkernen gefüllt werden. Man vermischt die Füllung mit Olivenöl, füllt das Gemüse damit und kocht es auf kleiner Flamme gar. Man isst die Dolmas nicht heiß aus dem Topf, sondern lässt sie auf einer Platte abkühlen. Man serviert sie immer in Zimmertemperatur, also auch nicht kalt aus dem Kühlschrank.
Ein weiteres traditionelles Gericht der vegetarischen Küche ist “Börek”, eine Pastete, deren Herstellung jeder gute Koch beherrschen sollte. Manchen Teigfüllungen wird Hackfleisch hinzugefügt, aber die meisten bestehen aus gehackten Kräutern, Gemüsen, oder mit rohen Eiern vermischtem weißen Käse. Ganz strenge Vegetarier benutzen natürlich auch keinen Käse und keine Eier. Für sie ist die Füllung aus Mangold-, Rettich-, Zucchinis oder Spinatblättern, die mit Zwiebeln etwas angebraten werden, genau richtig. Man kann die Pasteten auch mit Linsen-, Kichererbsen- oder Kartoffelpüree füllen.
Eine andere Gruppe in der fleischlosen türkischen Küche sind die vielfältigen Gemüsegerichte, die mit Olivenöl gekocht und mit Zimmertemperatur serviert werden. Getrockentes oder frisches Gemüse wird hier mit reichlich Zwiebeln und Tomaten gekocht und mit Dill oder Petersilie abgeschmeckt.
“Baklava”, die Königin aller türkischen Süßigkeiten, sind kleine süße Blätterteigteilchen, die mit Haselnüssen, Walnüssen oder Pistazien, je nach Geschmack mehr oder weniger, gefüllt sein können. Auch alle anderen Süßspeisen der türkischen Küche werden zum Schluss gerne mit gemahlenen Mandeln oder Pistazien bestreut.